Im Herbst wählen die Polen ein neues Parlament. Die regierende Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) liegt zwar bereits in den Umfragen vorne, aber versucht nichtsdestoweniger mit teuren und teilweise unsinnigen Waffenkäufen sich als alternativlose Verteidigerin des Vaterlandes zu profilieren. Das kommt bei der Bevölkerung gut an.
Gerüchte, die polnischen Luftstreitkräfte würden in den USA sechs Exemplare des Luftüberlegenheitsjägers Lockheed Martin F-22 „Raptor“ erwerben, entpuppten sich derweil als Ente. Die Produktion des Flugzeuges wurde bereits im Jahre 2011 eingestellt.
Das Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug F-35 „Lightning II“, von dem 32 Exemplare bei dem US-amerikanischen Hersteller Lockheed Martin, und das Leichtkampfflugzeug FA-50, von dem 48 Stück bei dem südkoreanischen Unternehmen Korea Aerospace Industries (KAI) bestellt wurden, sind in erster Linie Bomber. Sie haben vielleicht in der Zweitfunktion auch Luftkampfeigenschaften, aber sie sind recht nutzlos, wenn die polnische Luftwaffe – über einem mutmaßlich russischen – Einsatzgebiet keine Luftherrschaft ausübt und zum leichten Opfer von Flugabwehrraketen und Abfangjägern werden könnte. Abgesehen davon ist die Beschaffungspolitik für die polnische Luftwaffe unsolidarisch im europäischen Gesamtkontext.
Die früher zum Ostblock gehörenden Länder Ungarn und Tschechien beschafften für ihre Luftwaffe jeweils zwölf neue schwedische Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ Saab JAS 39 „Gripen“. Bulgarien muss weiter mit alten MiG 21 und MiG 29 von Mikojan-Gurewitsch auskommen, während Rumänien und die Slowakei schon vor Jahren im Rahmen eines NATO- Hilfsprogramms gebrauchte einstrahlige Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ General Dynamics F-16 „Falcon“ beispielsweise aus Portugal erhielten.
Anfang Dezember 2022 eilte der Verteidigungsminister der Republik Polen, Mariusz Błaszczak, persönlich nach Gdingen [Gdynia], um eine erste Ladung Kampfpanzer vom Typ K2 „Black Panther“ und Panzerhaubitzen des Typs K9 „Thunder“ aus Südkorea entgegenzunehmen. Die Bestellung war erst wenige Monate zuvor erfolgt.
Wenige Wochen vor der Parlamentswahl ist in Warschau eine große Parade geplant, auf der die neuen US-amerikanischen und südkoreanischen Waffen gezeigt werden sollen. In der Summe addieren sich die Bestellungen auf über 1000 Kampfpanzer und ebenso viele Artillerie-Selbstfahrlafetten.
Die polnischen Beschaffungsvorhaben sind nicht nur groß und zahlreich, sondern auch teuer. Wie teuer, weiß keiner so genau. Offiziell heißt es gut 100 Milliarden US-Dollar. Das Nachrichtenmagazin „Polityka“ geht jedoch davon aus, dass Polen bis 2035 über eine Billion Złoty, umgerechnet rund 213 Milliarden Euro, für Rüstung und die Armee ausgeben wird.
Die Rechnungen werden erst nach den Wahlen eingehen und dürften PiS-Chef Jarosław Kaczyński daher egal sein. Verteidigungsminister Błaszczak: „Wenn die Wähler, wenn das Volk uns eine weitere Amtszeit gibt, dann können wir uns in zwei Jahren wieder hier in Wolomin treffen und dann kann ich Ihnen zeigen, dass die polnische Armee die stärkste Landarmee Europas sein wird.“


