Ende des Jahres 1940 schrieb das Reichsluftfahrtministerium (RLM) einen Auftrag für die Entwicklung eines strahlgetriebenen Aufklärers und Bombers mit einer Reichweite von mindestens 2150 Kilometern aus. Nur die Arado Flugzeugwerke zeigten Interesse. Sie boten den Entwurf für einen Schulterdecker in Ganzmetallbauweise mit ungepfeilten Tragflächen an. Angetrieben werden sollte das Flugzeug durch zwei unter den beiden Tragflächen sitzende Exemplare des ersten serienreifen Strahltriebwerks der Welt, des Junkers Jumo 004, das sich damals noch in der Testphase befand und später auch die Messerschmitt Me 262 antrieb. Das Angebot von Arado war alternativlos, und so bestellte das RLM bei dem in Rostock-Warnemünde sitzenden Flugzeughersteller zwei Prototypen.
Die beiden Prototypen hatte Arado bereits Ende 1941 fertiggestellt, aber die dazu gehörenden Exemplare des bei Junkers parallel entwickelten Triebwerks Jumo 004 ließen bis Anfang 1943 auf sich warten. Vor 80 Jahren war es dann so weit. Am 30. Juli fand der Erstflug des Arado Ar 234 „Blitz“ genannten Düsenflugzeugs statt.
Ein Schwachpunkt des Flugzeugs war seine Reichweite. Um das Gewicht zu minimieren und damit die Reichweite zu erhöhen, erfolgte der erste Start noch ohne eigenes Fahrwerk mit einem externen Startwagen, der nach dem Start abgeworfen wurde. Die anschließende Landung erfolgte dann auf Kufen. Diese Lösung wusste nicht zu überzeugen, und so erhielt das Flugzeug doch noch ein eigenes Fahrwerk, zu dem wie bei der Me 262 ein modernes Bugrad gehörte. Zudem bedurfte die Rumpfstruktur einer nachträglichen Verstärkung. Beide Nachbesserungen führten dazu, dass die Serienfertigung erst im Juli 1944, also ein Jahr nach dem Erstflug, aufgenommen wurde.
Anfänglich wurde die Ar 234 nur als Aufklärer eingesetzt, ab Anfang 1945 auch als Bomber. Wie so viele hochmoderne, fortschrittliche, ihren alliierten Pendants überlegene Waffen der Wehrmacht kam auch die Ar 234 nicht nur zu spät, sondern auch in zu geringer Stückzahl, um noch Einfluss auf den Kriegsausgang nehmen zu können. 214 Stück wurden produziert. Ein weiteres Problem war, dass es den Deutschen zum Ende des Krieges hin an fast allen Ressourcen mangelte, darunter auch an Treibstoff. So mussten die Düsenflugzeuge die meiste Zeit am Boden bleiben, statt alliierten Jagdflugzeugen davonfliegen zu können.
Ein spezielles Problem der Bomberversion war, dass das für einen Bomber relativ kleine Flugzeug mit seinem schmalen Rumpf Bomben nur extern mitführen konnte. Der damit verbundene größere Luftwiderstand relativierte den Geschwindigkeitsvorteil gegenüber den kolbenmotorgetriebenen Jagdflugzeugen der Alliierten.


