Bis März 2022 galt der am 19. Oktober 2017 entdeckte mysteriöse kosmische Besucher Oumuamua als das erste sicher identifizierte Objekt, das aus den unendlichen Weiten des interstellaren Raumes in unser Sonnensystem kam. Dann allerdings akzeptierte die Fachwelt nach längerem Zögern die Berechnungen der beiden Astronomen Amir Siraj und Avi Loeb von der renommierten Harvard University in Cambridge (Massachusetts), denen zufolge Oumuamua zwei Vorgänger hatte.
Hierbei handelte es sich zum einen um einen Meteor aus dem Katalog des Centre for Near Earth Object Studies (CNEOS) der US-Weltraumbehörde NASA, der am 8. Januar 2014 über dem Nordosten von Papua-Neuguinea verglüht ist. Dass CNEOS-2014-01-08 nicht aus unserem Sonnensystem stammen konnte, ermittelten Siraj und Loeb anhand der Bahndaten beziehungsweise der Eintrittsgeschwindigkeit in die Erdatmosphäre von 60 Kilometern pro Sekunde.
Zusätzlich zu dem auch Interstellarer Meteor 1 (IM1) genannten Objekt identifizierte das Duo in den NASA-Datensätzen einen Fremdling namens IM2. Dieser ist am 9. März 2017 im Atlantik westlich der portugiesischen Küste niedergegangen.
In beiden Fällen besaßen die Besucher aus dem All einen Durchmesser von rund 45 bis 100 Zentimetern und wiesen eine spektakuläre Materialzusammensetzung auf, die sich aus dem errechneten Staudruck beim Flug durch die Erdatmosphäre und der Spitzenhelligkeit beim Verglühen ergab: IM1 und 2 bestanden offensichtlich aus einem Metall, dessen Festigkeit doppelt so hoch ist wie die des Materials aller bislang bekannten Eisen-Nickel-Meteoriten.
Hieraus leiteten Siraj und Loeb zwei mögliche Erklärungen über die Natur dieser kosmischen Geschosse ab: Einerseits könnte es sich um die Überreste einer Supernova, also der Explosion eines sterbenden Sterns gehandelt haben, andererseits komme aber auch eine künstliche Herkunft in Frage. So sei denkbar, dass die kugelförmigen Objekte von Außerirdischen ins All geschossen wurden, um fremde Planeten zu erkunden.
Es wäre eine Sensation
Im Juni unternahm Loeb, der unter anderem das Galileo-Projekt zum Aufspüren von nichtmenschlichen technologischen Artefakten auf der Erde leitet, eine Expedition in das Seegebiet rund um die zu Papua-Neuguinea gehörende Manus-Insel, die dem Zweck diente, dort die Überreste von IM1 zu finden. Dabei entdeckte das Suchschiff „Silver Star“ tatsächlich drei Arten von ungewöhnlichem metallischen Material auf dem Meeresgrund: kleinste Kügelchen von 0,3 Millimetern Größe aus Eisen mit einigen Magnesium- und Titan-Anteilen, flache graue Splitter aus 93 Prozent Eisen und 0,8 Prozent Titan sowie ähnlich geformte, aber eher rötlich gefärbte Stücke aus 99 Prozent Eisen und 0,1 Prozent Titan.
Die vom Boden des Pazifiks heraufgeholten Proben sollen nun an der Harvard-Universität untersucht werden, um zu klären, ob sie natürlichen oder künstlichen Ursprungs sind. Letzteres wäre eine Sensation.


