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Folge 33-23 vom 18. August 2023 / Rundfunk / „Ganz Deutschland hört den Führer – mit dem Volksempfänger“ / Anlässlich der Eröffnung der 10. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin stellte der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, vor 90 Jahren das Modell „VE 301“ vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-23 vom 18. August 2023

Rundfunk
„Ganz Deutschland hört den Führer – mit dem Volksempfänger“
Anlässlich der Eröffnung der 10. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin stellte der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, vor 90 Jahren das Modell „VE 301“ vor
Jörg Koch

Bereits eineinhalb Monate nach der „Machtergreifung“, am 13. März 1933, hatte die neue nationalsozialistische Regierung mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda eine Institution zur Verbreitung ihrer Ideologie geschaffen. Nun musste nur noch dafür gesorgt werden, dass der Rundfunk seiner Bestimmung als „wirklicher Diener am Volk“ und als „Mittel zur Vereinheitlichung des deutschen Volkes in Nord und West, in Süd und Ost“ gerecht werden konnte. Das bedeutete, eine Grundversorgung der Bevölkerung mit Rundfunkapparaten musste bewerkstelligt werden. 

Am 18. August 1933, anlässlich der Eröffnung der 10. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin, die unter dem Motto stand: „Der Rundfunk dem Volke!“, stellte der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, den von 28 deutschen Rundfunkapparatefabriken nach einheitlichen Vorgaben hergestellten „Volksempfänger VE 301“ vor. Der „Volksempfänger“, von dem bis zur Ausstellungseröffnung bereits 100.000 Exemplare produziert waren, war von dem Elektrotechniker Otto Griessing entwickelt worden. Die Gestaltung des Bakelit-Gehäuses geht auf den Industriedesigner Walter Maria Kersting zurück. Eine kostengünstige Serienproduktion war durch einheitliche Baupläne und standardisierte Bauteile möglich.

Der größere „Arbeitsfront-Empfänger“ für Plätze und Betriebe

Der Röhrenempfänger sollte an die „Machtergreifung“ vom 30. Januar 1933 erinnern, daher der symbolische Zusatz „301“. Einschließlich Antenne kostete er 76 Reichsmark. Obwohl dies nach heutiger Kaufkraft immerhin rund 380 Euro entspricht, war er damit deutlich günstiger als vorhandene Standardgeräte, deren Verkaufspreise zwischen 200 und 400 Reichsmark lagen. Überdies konnte der Kaufpreis in 18 Monatsraten zu 4,40 Reichsmark abgezahlt werden. Für diese Ratenzahlung verschenkten manche Radio-Händler kleine Volksempfänger-Spardosen an ihre Kunden, um das Sparen attraktiver zu machen. Außer den Anschaffungskosten hatte jeder Rundfunkteilnehmer eine monatliche Gebühr von zwei Reichsmark an die Reichspost zu zahlen.

Nun war das Rundfunkhören nicht mehr nur einer privilegierten Schicht vorbehalten, sondern auch wirtschaftlich schwächer gestellte Bevölkerungskreise hatten die Möglichkeit, an den Geschehnissen der Zeit teilzuhaben. Der handliche Apparat war technisch einfach ausgestattet und lediglich für den Empfang von Mittelwellen- und Langwellensendern konstruiert. Zu hören waren zwar bis zu 20 Stationen, doch ausländische Sender, die über Kurzwelle ausstrahlten, konnten, je nach Standort und Tageszeit, kaum oder nur bei minderer Sendequalität empfangen werden. Im ganzen Reich sollte man mindestens den Deutschlandsender und einige Regionalsender empfangen können. 

Bis zur Funkausstellung 1935 waren bereits 1,3 Millionen Geräte auf dem Markt. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren rund dreieinhalb Millionen „Volksempfänger“ vorhanden. 

1935 folgte der Arbeitsfront-Empfänger „DAF 1011“. Auch bei diesem Apparat besaß die Kennzeichnung symbolischen Charakter. Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) sollte nach der Beseitigung der Gewerkschaften die NS-Gemeinschaftsideologie in den Betrieben durchsetzen und damit die „Volksgemeinschaft“ verwirklichen. Am 10. November 1933, daher die Bezeichnung „1011“, hatte Adolf Hitler vor Arbeitern der Siemens-Werke in Berlin eine Rede gehalten und auf seine bisherigen Erfolge hingewiesen: „Als ich kam, hatte Deutschland 6,2 Millionen Erwerbslose und jetzt sind es 3,71 Millionen. Es ist das für neun Monate eine Leistung, die sich sehen lassen kann.“ Der Arbeitsfront-Empfänger wurde vor allem auf öffentlichen Plätzen und bei der Übertragung wichtiger Meldungen und Reden in den Betrieben eingesetzt. 

Der batteriebetriebene „Olympia-Koffer“ für die Sommerspiele 1936

Im Oktober 1937 kündigte Goebbels einen verbesserten Volksempfänger an, der nur noch 65 Reichsmark kosten sollte. Zu den preiswerten „politischen Rundfunkapparaten“, die bis zu Kriegsbeginn auf den Markt kamen, zählen auch der anlässlich der Olympischen Spiele 1936 auf den Markt gebrachte „Olympia-Koffer“ für 138 Reichsmark und der „Deutsche Kleinempfänger“ („DKE 38“), der ab 1938 zum günstigen Preis von nur noch 35 Reichsmark verkauft und im Volksmund „Goebbels-Schnauze“ genannt wurde. 

Der zwar acht Kilo schwere, doch handliche, transportable und batteriebetriebene „Olympia-Koffer“ bot einen Empfang im Freien. Beworben wurde er als „tragbarer Empfänger für Reise, Wochenend und Sport“. Zahlreiche Hörer hatten in den Sommermonaten zum Gebührensparen ihr Rundfunkgerät abgemeldet, da sie sich selten zuhause, sondern stattdessen in Schrebergärten, an Seen oder dergleichen Urlaubsdomizilen aufhielten und deshalb ihr häusliches Gerät kaum nutzen konnten. Mit einem tragbaren Gerät waren die Hörer nicht mehr ortsgebunden, sodass dieses Motiv für Abmeldungen in den Sommermonaten an Bedeutung verlor. 

Der „Deutsche Kleinempfänger“ für den schmalen Geldbeutel

Ähnlich wie bei den KdF-Wagen oder den KdF-Reisen handelte es sich bei alledem nicht um Ersatz, sondern nur um niedrigpreisige Alternativen zum bisherigen Angebot. Letzteres bestand weiterhin und reichte von einfachen Apparaten bis zu hochwertigen Prestigeobjekten mit hohem Bedienkomfort. 

Nach 1933 hatte eine beachtliche Zunahme der Rundfunkteilnehmer eingesetzt. Bis 1938 verdoppelte sich in Deutschland die Zahl der angemeldeten Rundfunkgeräte. Vor allem im Vorfeld der Olympischen Spiele 1936 stieg der Absatz der Apparate. Die Übertragungstechnik bei den Sommerspielen war meisterhaft organisiert. Die 67 Rundfunksprecher aus 19 europäischen und 13 überseeischen Ländern sendeten einwandfrei rund 2500 Berichte, Reportagen und Kommentare aus dem Berliner Olympiastadion. Bis zu dem sportlichen Großereignis war nach und nach der Gemeinschaftsempfang auf öffentlichen Plätzen, in Betrieben und Schulen sowie an öffentlichen Gebäuden wie Bahnhöfen mit einem Netz von 6000 installierten Lautsprechersäulen ausgebaut worden. Ergänzt wurde die Beschallung im Freien ab 1938 durch die „Reichsrundfunksäule“, einem turmähnlichen Großlautsprecher, der für die Übertragung des Programms auf größeren Flächen bestimmt war.

Doch Star der Rundfunkgeräte war und blieb der „VE 301“. Das lag auch an der gezielten und einprägsamen Werbung. Bereits zu Beginn seiner Erfolgsgeschichte war ein Plakat auf den Markt gekommen mit dem einprägsamen Zweizeiler „Ganz Deutschland hört den Führer – mit dem Volksempfänger“.






Dr. Jörg Koch ist Historiker, Heimatforscher und Autor. Er wurde im Jahre 2002 bei Wolfgang von Hippel mit einer Arbeit über „Das Wunschkonzert im NS-Rundfunk“ promoviert. Dieses Jahr erschien seine Monographie „Kino für das Ohr. 100 Jahre Rundfunkgeschichte(n)“, Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 226 Seiten mit 60 Abbildungen, ISBN 978-3-17-043172-0.


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