In Berlin und Brandenburg geht nach den Sommerferien die Schule wieder los. Das heißt, die Politik muss sich wieder mit den drückenden Problemen beschäftigen, die sie für ein paar Wochen vergessen konnte.
Die CDU hatte die Abgeordnetenhauswahl unter anderem deshalb gewonnen, weil sie im Wahlkampf ein Bildungskonzept vorgelegt hatte, das Lösungen für die langjährige Berliner Schulmisere versprach. Allerdings findet sich im Koalitionsvertrag kaum etwas von dem „Berlin-Plan“ wieder. Nicht, weil die SPD protestiert hätte, sondern weil die Ideen undurchführbar sind.
Gymnasien sollte es freigestellt werden, bei Bedarf wieder zum 13-jährigen Abitur zurückzukehren, Unterrichtsausfall durch eine 110-prozentige Personalausstattung vermieden werden. Die neue Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat ein so schweres Amt angetreten, dass man sich wundert, dass es überhaupt jemanden gab, der es gewagt hat, es zu übernehmen. Selbst das Vorhaben, die allgemeine Unterrichtsversorgung wieder auf das Niveau der 2010er-Jahre zu bringen, ist sehr ambitioniert – obwohl man schon damals meilenweit davon entfernt war, alle Kinder adäquat zu fördern. In den relevanten Bildungsvergleichen unter den Bundesländern rangierte Berlin gleich nach Bremen an letzter Stelle.
Seither ging es weiter bergab. Das größte Problem ist der anwachsende Personalmangel. Löcher in der Personaldecke der Grundschulen werden durch Gymnasiallehrer gestopft, Fachunterricht wird fachfremd erteilt. Dass man den Quereinstieg von Ein-Fach-Lehrern „prüft“, statt schnell umzusetzen, lässt befürchten, dass die Dringlichkeit zum Handeln immer noch nicht begriffen wurde.
Resultat: Die Mehrheit der Drittklässler kann weder richtig rechnen, noch schreiben. Die Warnsignale wurden ignoriert, die Probleme ausgesessen. Nun herrscht Bildungsnotstand.