07.11.2025

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Folge 35-23 vom 01. September 2023 / Grossbritannien / „Blade Runners“ sabotieren Öko-Überwachung / Londoner Aktivisten zerstören Kameras, die Benzin- und Dieselautos aufspüren sollen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-23 vom 01. September 2023

Grossbritannien
„Blade Runners“ sabotieren Öko-Überwachung
Londoner Aktivisten zerstören Kameras, die Benzin- und Dieselautos aufspüren sollen
Wolfgang Kaufmann

Im Jahre 2019 wurde die Innenstadt von London zur „Ultra-Low Emission Zone“ (ULEZ) erklärt. Im Zentrum der britischen Hauptstadt sollten möglichst nur noch Autos mit besonders niedrigen Abgaswerten fahren. Deshalb war für alle übrigen eine Gebühr fällig. Allerdings verfehlte die ULEZ ihren Zweck. Studien des Imperial College London ergaben, dass sie die Stickoxidbelastung lediglich um drei Prozent reduzierte und überhaupt keine Auswirkungen auf die Feinstaub- und Ozonwerte in der Stadt hatte. 

Daraufhin intervenierte der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan beim Direktor der Umweltforschungsgruppe des Colleges, Frank Kelly, bis dessen Team eine Erklärung veröffentlichte, dass die ULEZ dazu beigetragen habe, die Londoner Luft deutlich sauberer zu machen. Unter Berufung hierauf weitete Khan die ULEZ 2021 auf rund die Hälfte des Londoner Stadtgebiets aus. Außerdem stellte er dem Imperial College 800.000 Pfund für eine Studie zu den „künftigen Gesundheitsvorteilen“ seiner „Luftqualitätspolitik“ zur Verfügung. 

Doch der Bürgermeister geht noch weiter. Nun provoziert Khan die Londoner mit der nächsten Vergrößerung der ohnehin schon äußerst verhassten ULEZ: Seit dem 29. August umfasst die Zone den gesamten Großraum London mit 1500 Quadratkilometern Fläche und acht Millionen Einwohnern. Für Dieselfahrzeuge, die vor 2015 vom Band liefen, und Benziner der Baujahre 2005 oder früher werden dann in ganz London Strafgebühren von 12,50 Pfund (etwa 14,60 Euro) pro Tag fällig. Zur Überwachung des Ganzen installierte die Khan unterstehende Verkehrsbehörde Transport for London bereits Unmengen von ULEZ-Kameras in allen Winkeln der Stadt. Mit diesem neuerlichen Coup hat der Bürgermeister den Bogen aber wohl überspannt.

Unterstützung aus dem Volk

Seit Bekanntwerden seiner Pläne gab es nicht nur zahlreiche Demonstrationen von erbosten Bürgern. Vielmehr trat auch eine Gruppe von Aktivisten auf den Plan, die sich nach dem Protagonisten des alten dystopischen US-amerikanischen Science-Fiction-Films „Blade Runners“ nennen. Im Gegensatz zu ihren fiktiven Vorbildern eliminieren sie allerdings keine künstlichen Menschen, sondern Khans Kameras – getreu der klaren Ankündigung: „Wir werden jede einzelne ausschalten, egal, was passiert.“

Dabei kommen unter anderem Astscheren, Bohrmaschinen, Trennschleifer und Hämmer zum Einsatz. Videos im Internet zeigen, dass die „Blade Runners“ dabei die volle Sympathie der Passanten genießen, welche die vermummten Saboteure seelenruhig gewähren lassen. Aufschlussreich sind des Weiteren die Kommentare von Bürgern zu den Kurzfilmen, die im Netz kursieren: „Blade Runners“ seien „Helden, von denen wir bislang nicht wussten, dass wir sie benötigen!“ Deshalb solle jeder von ihnen einen „Orden in der Größe eines Mülleimerdeckels“ erhalten, so ein Internet-Nutzer.

Khan reagierte hierauf mit der Warnung, die Sabotage von ULEZ-Kameras könne mit bis zu vier Jahren Gefängnis geahndet werden. Außerdem lässt er die Geräte nun an möglichst unzugängliche Stellen versetzen. Darüber hinaus ist der Umstieg auf mobile Überwachungstechnik im Gespräch.