Leckerer hätte man den Einband kaum gestalten können: Köstliche Beerentörtchen sind neben Holunderbeeren platziert, Saft und Marmelade aus eben diesen Früchten stehen auf dem Arbeitsteller. Beinahe hört man die fleißige Köchin noch in der Küche werkeln, so ansprechend gestaltet sich das Cover des Buches „Mit Holunder durchs Jahr“ der österreichischen Hobbygärtnerin und Kräuterpädagogin Karin Sidak.
Beim schwarzen Holunder handelt es sich um einen bis zu zehn Meter hohen Busch, der auch manchmal als Bäumchen heranwächst. Im Frühling ist er übersäht mit weißen Blüten, die auf handtellergroßen, sogenannten Schirmrispen angeordnet sind. Manche schneiden diese Blüten ab und bereiten daraus Holunderblütensirup oder Tee gegen Erkältungen. Aus den verbleibenden Blüten reifen im August/September dunkle, saftreiche „Beeren“. Botanisch sind es keine Beeren, sondern Steinfrüchte wie die Kirsche. Aus den Früchten kann man Marmelade, Gelee und Säfte herstellen. Ganz wichtig ist, dass man diese niemals roh essen darf. Im rohen Zustand enthalten sie den Stoff Sambunigrin, der zu Übelkeit und Erbrechen führen kann. Um die sehr vitaminreichen Steinfrüchte zu verwenden, muss man sie kochen.
Holunder ist seit der Steinzeit beliebt. Bei den Kelten, Römern und Germanen wurden Pflanzenteile des Holunders medizinisch genutzt, aber es gab immer auch eine weitere besondere Bedeutung dieses Strauches. Beinahe jeder kennt das Märchen der Frau Holle. Diese war eigentlich im Glauben der Germanen eine Naturgöttin, manchmal Holla genannt, die in einer Anderswelt lebt. Manche Menschen glaubten, dass der Holunder das Tor zu einer anderen Welt sei, wie bei Frau Holle, wenn man in den Brunnen fiel. Auch glaubten die Menschen, dass im Holunderbusch Geister wohnten, die das Haus beschützten. Mancherorts war es verboten, Äste davon abzuschneiden. Viele Heilkräfte des Holunders sind wissenschaftlich untersucht worden.
Sidak befasst sich ausgiebig mit den Inhaltsstoffen der Pflanze, ihrer Heilwirkung und fügt zahlreiche Rezepte hinzu. Sie schafft es, ihre Begeisterung für den Holunder an die Leser zu vermitteln.
Karin Sidak: „Mit Holunder durchs Jahr. Blüten, Beeren, Blätter & Rinde. Genussvoll und heilsam“, Leopold-Stocker-Verlag, Graz 2023, gebunden, 184 Seiten, 22,90 Euro


