Was ist der angemessene Ort für die Vorstellung des aktuell erfolgreichsten politischen Sachbuchs? Eine der renommierten Buchhandlungen des Landes, zum Beispiel „Dussmann“ in der Berliner Friedrichstraße? Oder eine der großen Kultureinrichtungen wie das Haus der Kulturen der Welt im Spreebogen? Oder am besten gleich das Haus der Bundespressekonferenz?
An diese oder ähnliche Orte könnte man beim Titel „Durchs irre Germanistan. Notizen aus der Ampel-Republik“ von Henryk M. Broder und Reinhard Mohr denken (siehe die PAZ 34/2023). Binnen kürzester Zeit nach Erscheinen wurde es zum meist gekauften politischen Sachbuch dieses Büchersommers, beziehungsweise -herbstes.
Da sollten sich eigentlich alle Händler darum reißen, den Bestseller präsentieren zu können. Zumal in Zeiten, in denen das Medium Buch in einer Krise steckt. Tatsächlich war jedoch keine einzige namhafte Buchhandlung bereit, den unbequemen Titel in ihren Räumen vorstellen zu lassen. Einzig ein kleines Antiquariat in Oberfranken lud die Autoren für die kommende Woche zu einer Lesung ein – die so gefragt ist, dass sie gleich zweimal stattfinden kann. Noch Fragen?
Dem Erfolg des Buches tut dies freilich keinen Abbruch. Dank unabhängiger Medien – auch die öffentlich-rechtlichen Sender ignorieren den Bestseller – sowie klassischer Mund-zu-Mund-Propaganda finden Broder und Mohr auch so ihr Publikum – und freuen sich demnächst über die dritte Auflage.neh


