17.11.2025

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Folge 40-23 vom 06. Oktober 2023 / Als Armenien Sowjetrepublik wurde / Weil Armenier sich der Sowjetisierung widersetzten, schenkte Stalin Aserbaidschan die Republik Bergkarabach

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-23 vom 06. Oktober 2023

Als Armenien Sowjetrepublik wurde
Weil Armenier sich der Sowjetisierung widersetzten, schenkte Stalin Aserbaidschan die Republik Bergkarabach

Anatol Hecker (1888–1937), ein russlanddeutscher Sowjetgeneral, rettete vor 100 Jahren die Armenier vor einer Vollendung des Völkermords, indem er Sowjetarmenien errichtete. Weil sich einige Armenier in Sangesur und Bergkarabach der Sowjetisierung widersetzten, schenkte Stalin die Region Bergkarabach Aserbaidschan.

Seit Kurzem wird in fast allen deutschen Medien von einer Wiedereingliederung Bergkarabachs nach Aserbaidschan gesprochen. Das armenisch besiedelte Karabach war jedoch, obwohl es seit 1921 auf Veranlassung Stalins zu Sowjetaserbaidschan gehörte, nie direkter aserbaidschanischer Herrschaft unterstellt. In der Sowjetzeit genoss die Region Autonomie und Selbstverwaltung, die von den Sowjets garantiert wurde. 

 Nach dem ersten Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich hatten sich etwa eine halbe Million Überlebende in den russischen Kaukasus gerettet, wo etwa 300.000 alteingesessene Armenier bereits lebten. Im russischen Teil Armeniens entstand nach der Oktoberrevolution am 28. Mai 1918 die „Demokratische Republik Armenien“. 

Ein Russlanddeutscher rettete die Armenier

Das animierte den osmanischen Kriegsminister Enver Pascha, wie bereits 1915 in Ost-Anatolien, auch im Kaukasus die Armenierfrage für immer zu beseitigen. Dazu stellte er sich sogar gegen seinen Bundesgenossen Deutschland. Denn Deutschland hatte Georgien einen Schutzvertrag ausgestellt und dort Truppen stationiert. In Georgiens Hauptstadt Tiflis hatte zunächst auch die armenische Republik ihren Sitz. Kurz bevor die Türken in Tiflis ihre Kanonen auch auf die deutschen Verbündeten richteten, verließ die armenische Regierung Tiflis und zog nach Eriwan. Enver gelang es nicht, trotz mehrfacher Überlegenheit, diese Stadt einzunehmen, so verbissen kämpften die armenischen Völkermordüberlebenden unter dem legendären General Andranik Ozanyan. Enver zog von Armenien nach Baku, wo die Türken schon damals von den Azeris als Brüder begrüßt wurden. 

Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im November 1918 musste es gegenüber den Alliierten eine Ausdehnung Armeniens in die Völkermordgebiete Ost-Anatoliens akzeptieren. 150.000 Armenier kehrten dorthin zurück. In Sivas hatte sich jedoch 1919 eine türkische Gegenregierung unter Mustafa Kemal Atatürk gebildet, welche die Verträge von Mudros und Versailles/Sèvres nicht anerkannte. Kemal schickte seinen General Kazim Karabekir im September 1920 ebenfalls Richtung Kaukasus, denn Enver, der von den Alliierten als Völkermörder gesucht wurde, hatte die Fronten gewechselt und sich den Sowjets angedient. 

Karabekir eroberte die armenische Stadt Kars, und die alte Hauptstadt Armeniens, Ani. Am 17. Oktober vereinten sich die türkischen und aserbaidschanischen Streitkräfte in Iqdir. Die freien Armenier, nach Völkermord und Bürgerkrieg erschöpft und ohne Schutz des Völkerbunds, kapitulierten am 2. Dezember in Gjumri.

Am 30. Oktober 1920 kam der Georgier Stalin, sowjetischer Kommissar für Nationalitätenangelegenheiten, nach Baku, wo die Bolschewiken bereits die Nationalisten abgelöst hatten. Er wollte Armenien in die Sowjetunion eingliedern und schickte die 11. Sowjetische Armee unter Leitung des Russlanddeutschen Anatol Hecker Richtung Eriwan. Hecker erreichte am 2. Dezember vor Karabekir Eriwan, und rief einen Tag später die armenische Sowjetrepublik aus. Die beiden armenischen Generäle Dro und Nejtch widersetzten sich und gründeten im Süden von Eriwan die freie Republik Bergarmenien, dazu gehörten Sangesur und Bergkarabach. Die aufständischen Bergarmenier konnten sich dank britischer Unterstützung noch einige Monate halten, bevor sie den Kampf gegen die Sowjets aufgaben. 

Wegen dieses Widerstandes schlug Stalin Bergkarabach im Juli 1921 als „Autonome Oblast Bergkarabach“ indirekt der Sowjetrepublik Aserbaidschan zu, obwohl dort infolge der Flucht der Völkermordüberlebenden die Armenier 90 Prozent der Bevölkerung stellten. Eine direkte Kontrolle des Gebiets, wie sie Alijew jetzt anstrebt, hatte Aserbaidschan also nie. Nur das Gebiet zwischen Bergkarabach und Armenien, das rote Kurdistan, wo hauptsächlich Kurden lebten, wurde direkt Baku unterstellt, es trennte ab sofort die größten armenischen Siedlungsgebiete der Sowjetunion.Bob