Nach einer Reihe von Gewalttaten drängt sich die Frage auf, ob der Berliner Bezirk Neukölln immer mehr zu einer riesengroßen „No-go-Area“ verkommt, in der sich Zustände wie in archaischen Gesellschaften einstellen.
Wie schnell und ungehemmt muslimische Fanatiker mittlerweile auf Berlins Straßen ihren Hass ausleben und brutal Gewalt ausüben, zeigt ein Appell von Neuköllns Bürgermeister Michael Hikel an die Bürger. Gegenüber der „Welt“ sagte der SPD-Politiker: „Allein in den vergangenen Wochen wurden in Berlin ein Hebräisch sprechender Tourist, ein lesbisches Paar, ein schwuler Mann und nun offenbar ein Mann, der eine islamische Gebetsmütze als modisches Accessoire trug, brutal zusammengeschlagen. Das ist eine erschreckende Gewaltserie, die zeigt, dass freiheitliche Werte im Alltag regelmäßig angegriffen werden.“ Hikel weiter: „Jedem Neuköllner muss klar sein, dass in einem freiheitlichen Land die individuelle Freiheit und Lebensführung der Einzelnen nicht angegriffen werden dürfen.“
Zu der von Neuköllns Bürgermeister angesprochenen „erschreckenden Gewaltserie“ gehört der Fall eines nicht-muslimischen Deutschen, der mutmaßlich von einem religiösen Fanatiker krankenhausreif geprügelt worden ist. Als Anlass reichte dem Täter offenbar, dass das Opfer eine islamische Gebetsmütze getragen hat, ohne selbst Muslim zu sein. In einem Lokal an der Neuköllner Schillerpromenade war dem 34-jährigen Mann mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden. Nach Polizeiangaben soll der Täter dem Mann gesagt haben, er solle sich vorher überlegen, welche Mütze er trage. Mitsamt einem weiteren Tatverdächtigen flüchtete der Schläger. Das attackierte Opfer musste von Rettungssanitätern mit gebrochener Nase und einer Platzwunde in ein Krankenhaus gebracht werden. Nach derzeitigem Ermittlungsstand geht die Polizei von religiösem Fanatismus als Motiv aus.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hatte kurz nach dem Bekanntwerden des Vorfalls auf „X“ (vormals Twitter) dagegen von einem „klassisch islamfeindlichen Akt“ geschrieben und dabei auch den Hashtag #AntimuslimischerRassismus gesetzt. Neuköllns Bürgermeister Hikel reagierte darauf mit scharfer Kritik: „Sollte die Darstellung der Polizei zutreffen, und die Täter waren tatsächlich muslimische Fundamentalisten, hat Aiman Mazyek mit seiner voreiligen Stellungnahme Täter und Opfer umgekehrt. Ich plädiere nach solchen Vorfällen für Besonnenheit, wenn man sich verantwortungsvoll äußern will.“
Der Staatsschutz schaltet sich ein
Wie bei Hasskriminalität üblich, hat im Fall des krankenhausreif geprügelten Deutschen der polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes die Ermittlungen übernommen. Ebenfalls beim Staatsschutz ist der Fall von zwei niederländischen Touristen gelandet, die im August in Neukölln mit Fahrrädern unterwegs waren. An der Ecke Pannier-/Weserstraße waren die beiden Besucher von drei Männern auf Elektro-Rollern überholt und ohne ersichtlichen Grund angespuckt, als „Scheiß Juden“ beschimpft und verprügelt worden. Nach Angaben von Ermittlern sollen die jugendlichen Täter kurze schwarze Haare und Drei-Tage-Bärte gehabt haben.
Ebenfalls im August kam es zu einer Attacke auf einen israelischen Touristen. In Kreuzberg, dem Nachbarbezirk Neuköllns, hatte ein 19-jähriger Israeli auf der Straße in hebräischer Sprache telefoniert. Nach Schilderung des jungen Mannes hielt plötzlich neben ihm ein Auto an. Drei Insassen sollen ausgestiegen sein und den Touristen mit Schlägen und Tritten attackiert haben. Da die Polizei von Antisemitismus als Motiv ausgeht, hat der Staatsschutz des Landeskriminalamtes die Ermittlungen übernommen.
Nicht zur von der Berliner Politik gern propagierten Vielfalt und Toleranz passen auch die Anfeindungen und Angriffe auf Homosexuelle. Auch dabei gehen zumeist jugendliche Fanatiker oft mit großer Brutalität vor. Im September vergangenen Jahres wurden ein 48-Jähriger und sein 43 Jahre alter Freund im Neuköllner Rollbergviertel nicht nur von einer Gruppe Jugendlicher beleidigt und bespuckt, sondern auch mit einem Pflasterstein beworfen sowie mit Fausthieben und Stöcken attackiert. Nähere Angaben zu den Tatverdächtigen machte die Polizei nicht. Ein anderes Opfer solcher Gewalt, ein 44-jähriger Deutscher, hatte nach einem brutalen Überfall dem „Tagesspiegel“ berichtet, er und auch viele seiner Freunde seien mittlerweile aus Neukölln weggezogen, weil sie die offene Schwulenfeindlichkeit und die „homophoben Attacken dort nicht mehr aushalten“.


