08.11.2025

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Folge 40-23 vom 06. Oktober 2023 / Gesellschaftlicher Zusammenhalt / Das Krisen-Gefühl erreicht die Mittelschicht / Eine aktuelle Studie ermittelt Rekordwerte für das Gefühl von Ungerechtigkeit und für sinkendes Vertrauen in Institutionen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-23 vom 06. Oktober 2023

Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Das Krisen-Gefühl erreicht die Mittelschicht
Eine aktuelle Studie ermittelt Rekordwerte für das Gefühl von Ungerechtigkeit und für sinkendes Vertrauen in Institutionen

In Deutschland herrscht derzeit eine ausgeprägte Krisenstimmung. Das ist die Grundaussage der Studie „Zukunft, Demokratie, Miteinander“, die von der 2017 gegründeten internationalen Organisation „More in Common“, die sich dem Thema des gesellschaftlichen Zusammenhaltes verschrieben hat, veröffentlicht worden ist. 

Die Studie basiert auf Befragungen von Mai bis Juli und erbringt ernüchternde Ergebnisse: Die Krisenwahrnehmung habe sich trotz des Endes der Corona-Pandemie „an vielen Stellen verhärtet“. Einer der wichtigsten Gründe hierfür sei, dass mittlerweile 80 Prozent der Bundesbürger die Zustände in ihrem Land als zutiefst ungerecht empfänden. Dabei dominiere dieses Gefühl jetzt nicht mehr nur bei den schon längere Zeit „Wütenden“ und „Enttäuschten“, sondern auch bei den „Offenen“, „Etablierten“, „Pragmatischen“ und „Involvierten“. Die Studienautorin und Politikwissenschaftlerin Laura-Kristine Krause, welche früher im Wahlkampfteam von Hillary Clinton berufliche Erfahrungen sammelte, ermittelte in allen sechs Gruppen „unfassbar hohe Werte“, was die Unzufriedenheit aufgrund der wahrgenommenen Ungerechtigkeit betreffe.

Für den schlechten Zustand von Staat und Gesellschaft machen die Deutschen die Ampelregierung verantwortlich. Das Regierungshandeln in der Krise wird mehrheitlich negativ wahrgenommen: 56 Prozent der Befragten bezeichneten es als „undemokratisch“, 71 Prozent als „inkompetent“ und 72 Prozent als „wirkungslos“. Im Gegenzug glauben nur 24 Prozent, dass sich die Politik den wirklich wichtigen Themen und Herausforderungen stelle, und lediglich 14 Prozent meinen, Politiker interessieren es, was einfache Leute denken. Ebenso schlecht kommen andere Institutionen der Gesellschaft weg: Bürgermeister, Journalisten, Gewerkschafter sowie Kirchen- und Wirtschaftsvertreter – keiner erreicht mehr Vertrauenswerte von über 50 Prozent. Dabei wird insbesondere den Medien attestiert, zu desinformieren oder in „Blabla“ zu schwelgen.

Kein kollektives „Unterhaken“

Zu dieser „vertikalen“ Vertrauenskrise gesellt sich zusätzlich noch eine „horizontale“. Die Befragten misstrauen nicht nur denen, die irgendwie „oben“ stehen, sondern auch ihren Mitmenschen. 79 Prozent stimmten der Aussage zu, dass sich jeder nur noch um sich selbst kümmere. Im Gegenzug glauben lediglich 18 Prozent, die gegenwärtige Krise werde einen stärkeren Zusammenhalt unter den Deutschen bewirken – ein Minus von 14 Prozentpunkten im Vergleich zum Juli 2022. Parallel hierzu vertreten nun 64 Prozent der Teilnehmer die Meinung, im Umgang mit anderen könne man „nicht vorsichtig genug“ sein. Daraus resultiert dann auch die Einschätzung der hiesigen Gesellschaft als egoistisch und gespalten.

Angesichts dieser Ergebnisse meinte Krause: „Womit unsere Studie definitiv aufräumt, ist die seit Pandemiebeginn bis heute weit verbreitete Ansicht, dass Krisen automatisch zu mehr Zusammenhalt führen. Dass man sich, wie … der Bundeskanzler gern sagt, gegenseitig unterhakt. Das empfinden die Leute ganz anders.“ W.K.