Bei der Berlinale im Februar stellte Regisseurin Margarethe von Trotta ihren neuesten Film vor: „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“. Das biographische Drama über die österreichische Schriftstellerin lief im Wettbewerb um den „Goldenen Bären“, ging aber leer aus. Ob der Film an den Kinos erfolgreicher sein wird, bleibt nach dem Kinostart am 19. Oktober abzuwarten.
Von Trotta erinnert mit ihrer filmischen Bachmann-Hommage jedenfalls auch an den 50. Todestag der Autorin, an dem zwei Tage vorher gedacht wird. Am 17. Oktober 1973 ist die Autorin im Alter von 47 Jahren nach einem Brandunfall in Rom gestorben. Offenbar löste eine brennende Zigarette, die Bachmann im Schlaf aus der Hand fiel, ein Feuer aus. Die Autorin wurde mit schwersten Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert, starb aber vermutlich nicht an den Brandwunden, sondern durch einen Medikamentenentzug. Wie erst später herauskam, war Bachmann tablettenabhängig und nahm mehrere Dutzend Pillen pro Tag ein.
Die mysteriösen Umstände ihres Todes trugen ähnlich wie bei Marylin Monroe dazu bei, dass Bachmann zu einem nationalen Mythos wurde. Schon zu Lebzeiten galt sie als Frau, bei der Schönheit mit Intelligenz gepaart war. Damit und mit ihren von morbidem Charme erfüllten Gedichten stach diese Ikone der Literatur in der männerdominierten Gruppe 47 erstmals 1953 hervor. Mit dem Schweizer Autor Max Frisch verband sie eine unstete Liebesbeziehung mit gemeinsamen Wohnorten in Zürich und Rom.
Nachdem sie in den 50er Jahren mit „Die gestundete Zeit“ und „Anrufung des Großen Bären“ zwei Gedichtbände veröffentlicht hatte, wandte sie sich der Prosa zu. Dass sie sich damit in eine Männerdomäne wagte, haben ihr viele (männliche) Kritiker nicht verziehen, machte sie aber in frauenbewegten Zeiten zum Aushängeschild des Feminismus. Bis zu ihrem Tod arbeitete sie an ihrem „Todesarten“-Projekt, das sie mit 10.000 Manuskriptseiten hinterlassen hat und von dem eine Auswahl posthum erschienen ist. Ihr wie ein Gedicht in Romanform erscheinendes Buch „Malina“ von 1971 ist das einzige vollständige Erzeugnis dieses Projektes.
Ihre Geburtsstadt Klagenfurt hat ihr mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ein bleibendes Denkmal gesetzt. Die Auszeichnung bei den dortigen Literaturtagen gilt als eine der wichtigsten der deutschsprachigen Literatur.
Lektüretipp: Uta, Degner: „Ingeborg Bachmann. Spiegelungen eines Lebens“, wbg Theiss, Darmstadt, 2023, gebunden, 208 Seiten, 60 Euro


