Der Urlaub kostete in diesem Jahr so viel wie lange nicht. Steigende Personal- und Betriebskosten, Spritpreise – die Liste der Faktoren, die dazu beitrugen, dass alles teurer wurde, ist lang. Deutlich gestiegene Hotelpreise führen dazu, dass immer mehr Menschen genau kalkulieren müssen, ob der Urlaub auch im nächsten Jahr für sie noch bezahlbar ist. Und das nicht nur, wenn es um Reisen in Gebiete geht, bei denen die ebenfalls deutlich gestiegenen Flugpreise maßgeblich das Urlaubsbudget belasten.
Auch in den als Topfavoriten für günstige Ferien bekannten Destinationen haben die Preise drastisch angezogen. So galt Kroatien viele Jahre als besonders attraktives und zugleich preiswertes Reiseziel und war entsprechend beliebt, unter anderem bei Familien und Campingfreunden. In diesem Sommer erlebten die Besucher in Kroatien einen Preisschock. Unterkünfte kosteten das doppelte, eine Kugel Eis rund drei Euro. Für einen Sandwich-Burger wurden schon mal bis zu 22 Euro verlangt.
Wer sich eine Urlaubsreise angesichts dieser Verteuerungen nicht leisten kann, muss die freien Tage aber nicht zwingend auf dem Balkon oder im Stadtpark verbringen. Eine Möglichkeit, nicht auf den heiß ersehnten Tapetenwechsel im Urlaub zu verzichten und das Budget trotzdem überschaubar zu halten, ist, seine Mithilfe anzubieten. Das Prinzip ist dabei einfach: Geld spart, wer Hand anlegt und sich mit Arbeit einbringt. Rasenmähen, handwerkliche Hilfe beim Renovieren und Instandsetzen, Hühner füttern, den Hund Gassi führen, Marmelade einkochen – die Aufgaben variieren stark, stehen aber vor Beginn des Mithilfe-Urlaubs bereits fest. Als Gegenleistung erhält der helfende Gast kostenlose Unterkunft, bei manchen Angeboten auch Verpflegung.
Auf Internet-Portalen wie www.holiday4help.com, aber auch in Facebook-Gruppen zum entsprechenden Thema stellen Anbieter ihre vielfältigen Angebote ein. Art der Unterkunft, Zeitraum, Ort und Umfang der Mithilfe während des Aufenthaltes werden dabei klar definiert. Einige Angebote eignen sich durchaus für Familien, gelegentlich können sogar eigene Hunde mitgebracht werden. Wer meint, der ideale Kandidat zu sein, nimmt Kontakt auf.
Erst Hühner füttern, dann wandern
Das Angebot ist überraschend groß und vielfältig. Katzensitting in einer Zwei-Zimmer-Wohnung mitten im idyllischen Fachwerkort im Süden Deutschlands ist ebenso im Angebot wie das Hüten von Haus und Hof samt den dazugehörenden Tieren im italienischen Piemont oder im Süden Frankreichs, wie Blumengießen und Gartenarbeit im kleinen Einfamilienhaus im Schwarzwald oder wie die Mithilfe auf einem Bauernhof in Ostfriesland.
Gelegentlich suchen Vereine Unterstützung bei der Betreuung von Tieren. Eigentümer frisch gegründeter Betriebe, Hotels, Pensionen oder Reitanlagen, die kurz vor der offiziellen Eröffnung stehen, freuen sich über Helfer, die keine zwei linken Hände haben.
Wer wagt, gewinnt. Doch dafür heißt es wie bei der Buchung der Urlaubsreise: Das Angebot genau prüfen! Im Fall von „Hand gegen Bett“ bedeutet das vor allem, die eigene Bereitschaft zur Mitarbeit zu hinterfragen und den zu leistenden Einsatz genau abzusprechen. In einem alten Fachwerkhaus mitten in einer idyllischen Kleinstadt im Süden Deutschlands unterkommen und dabei schlummernde, handwerkliche Fähigkeiten einzubringen, ist für viele Hobbyhandwerker ein Traum.
Damit daraus kein Albtraum wird, müssen die Details vorab klar definiert sein. Eine gute Selbsteinschätzung von Motivation und Fachkenntnissen sowie klare Kommunikation von Anfang an kann hier eine gute Grundlage sein. Wie viele Stunden am Tag soll gearbeitet werden? Sind die Wochenenden frei? Welche Aufgaben genau müssen übernommen werden? Ist das Material bereits vorhanden? Wie viele Helfer werden vor Ort sein? Oder ist die Aufgabe allein zu bewältigen? Gibt es Kost und Logis im Gegenzug gratis? Oder wird lediglich das Zimmer gestellt? Wichtig ist, dass Anbieter und helfender Gast gut miteinander auskommen, die Hilfe ernstgenommen, aber nicht ausgenutzt wird. Wenn es passt, haben beide Seiten das gute Gefühl, sich fair einbringen zu können.
Auch das ist wichtig: nicht gleich das erstbeste Angebot annehmen. Es gibt viele Möglichkeiten zu entdecken, den Urlaub gegen Mithilfe zu verbringen. Jemand träumt vom Wanderurlaub in Thüringen? Geht auch bei „Hand gegen Bett“ zum Beispiel beim Rittergut Endschütz in Thüringen. Hier steht eine große Auswahl an Aufgaben an. Die Eigentümerin freut sich über Gäste, die beim Pflegen der Gemüsebeete und der Gartenpflege zur Hand gehen, die Hühner füttern, Eier sammeln, backen und je nach Jahreszeit auch beim Einkochen der Früchte helfen.
Hand gegen Koje
Andere Aufgaben, die hier anfallen, sind das Waschen und Mangeln der Wäsche, das Säubern der Dachrinnen, Heckeschneiden oder das Aufräumen der Werkstatt. Wer einige Stunden am Tag mithilft, darf kostenlos im Rittergut übernachten. Zeit zum Wandern bleibt auf jeden Fall.
Die Arbeit auf einem ökologischen Hof und in der Landwirtschaft steht bei wwoof.de (Worldwide Opportunities on Organic Farms in Germany) im Mittelpunkt. Wer mitmachen möchte, muss offen und wissensdurstig sein, sich ernsthaft für ökologischen Anbau, Ernten, Säen, Pflanzen, Jäten interessieren. Aber auch diese Aufgaben können anstehen: Jurtenbau, Wanddämmung, Bau eines Hühnerstalls, Schafe hüten oder eine Beeteinfassung errichten. Interessante Gespräche sowie Einblicke in einen wichtigen und nachhaltigen Lebensbereich gibt es hier inklusive.
Noch ein Beispiel gefällig? Preiswerten Urlaub nicht nur am Wasser, sondern sogar auf dem Wasser gibt es für denjenigen, der einen Segelschein und entsprechende Erfahrung besitzt. Angebote für Überführungen von Segelbooten oder als Begleiter auf gebuchten Segeltörns gibt es bei www.handgegenkoje.de. Neben den Reisezeiten werden genaue Angaben zur Ausstattung des Bootes, zur Route und zu den Aufgaben an Bord gemacht. Die Ziele sind oft sehr attraktiv. Dazu gehören immer wieder Mallorca, Kroatien oder die griechischen Inseln – einige der Sehnsuchtsorte, die ganz oben auf der Liste der Reiseziele stehen und die seit diesem Jahr fast unerschwinglich geworden sind.


