Rund 5000 Besucher haben am 22. Oktober die Chance genutzt, auf der Berliner Museumsinsel noch einmal einen Blick auf Attraktionen wie die Prozessionsstraße von Babylon zu werfen. Bei einem der beliebtesten Museen Deutschlands, dem Berliner Pergamonmuseum, stehen jahrelange Sanierungsarbeiten bevor. Der Museumsbau, errichtet zwischen 1910 und 1930, leidet an einer starken Durchfeuchtung an Fassaden und Dächern. Probleme bereiten gleichermaßen das Fundament wie die Tageslichtdecke.
Nach aktuellem Planungsstand der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird das dann grundsanierte Pergamonmuseum erst im Jahr 2037 wieder komplett für Besucher zugänglich sein. Je nach Baufortschritt werden einzelne Bauabschnitte aber schon früher wieder freigegeben. Den Anfang macht der bereits seit 2013 geschlossene Bauabschnitt A mit dem Pergamonaltar, der ab 2027 wieder für Besucher zugänglich sein soll. Sehr viel länger werden sich Museumsbesucher beim Südflügel gedulden müssen. Selbst wenn alles planmäßig verläuft, wird dieser Museumsteil für die kommenden 14 Jahre geschlossen bleiben.
Die Gesamtkosten der Bauarbeiten schätzen die Projektverantwortlichen derzeit auf bis zu 1,5 Milliarden Euro. Einen wesentlichen Kostentreiber stellt die notwendige Stabilisierung des Fundaments unter dem Südflügel des Museums dar. Errichtet wurde das Pergamonmuseum auf einem Baugrund, den der Architekturkritiker Nikolaus Bernau als einen der schwierigsten „im eh schon schwierigen Baugrund von Berlin“ bezeichnet hat. Fundament für den Südteil ist eine in den 1920er Jahren errichtete Betonbrücke, die eine eiszeitliche Schlammgrube überspannt. Diese Betonbrücke hat Risse bekommen und muss zunächst aufwendig stabilisiert werden, bevor mit der Renovierung des darüber liegenden Museumsteils begonnen werden kann. Vorgesehen haben die Planer zudem eine neue unterirdische Verbindung sämtlicher Museen auf der Museumsinsel.
Dieses Vorhaben macht die ohnehin schwierigen Bauarbeiten noch komplizierter. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz lässt im Rahmen des Pergamon-Projekts zudem einen Ergänzungsbau zwischen den beiden Museumsflügeln errichten. Der Architekt des Eingangsgebäudes, der 2007 verstorbene Oswald Mathias Unger, bezeichnete seinen Entwurf als „Tempietto“. Kritiker befürchten allerdings, dass der Eingangsbereich des Pergamonmuseums künftig keineswegs wie ein „Tempelchen“ wirken wird. Gunnar Schupelius sprach in der „B.Z“ stattdessen von einem „Betongerippe“, das eines der berühmtesten Gebäude Deutschlands entstellen werde. Auch Architekturkritiker Bernau fordert anlässlich des Starts der umfangreichen Bauarbeiten eine gründliche Aktualisierung der Planungen für den Ergänzungsbau. Bernau ist der Ansicht, dass der Entwurf Ungers aus dem Jahr 1999 zur Wiedereröffnung des Museums vollkommen veraltet sein wird. H.M.


