08.11.2025

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Folge 44-23 vom 03. November 2023 / Hohenzollern / Friedrichs musisch begabte Schwester / Vor 300 Jahren wurde Anna Amalie von Preußen geboren. Sie hinterließ zahlreiche Kompositionen und eine einzigartige Musiksammlung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-23 vom 03. November 2023

Hohenzollern
Friedrichs musisch begabte Schwester
Vor 300 Jahren wurde Anna Amalie von Preußen geboren. Sie hinterließ zahlreiche Kompositionen und eine einzigartige Musiksammlung
Martin Stolzenau

Prinzessin Anna Amalie von Preußen war die jüngste Tochter von König Friedrich Wilhelm I. von Preußen und Sophie Dorothea von Hannover, eine Lieblingsschwester von Friedrich dem Großen sowie wie ihr älterer Bruder überaus musikinteressiert und musikalisch begabt. Sie arbeitete eng mit dem Komponisten Johann Philipp Kirnberger zusammen, komponierte selbst ungewöhnliche Werke und hinterließ nach intensiver Sammlertätigkeit die berühmte „Amalienbibliothek“ (nicht zu verwechseln mit der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar), eine große Noten- und Manuskriptsammlung, die sie akribisch hütete und die für die heutige Musikwissenschaft noch immer bedeutsam ist. Doch noch größere Bekanntheit erlangte die Hohenzollernprinzessin durch die ihr nachgesagte (aber nicht nachgewiesene) Affäre mit dem preußischen Fähnrich Friedrich Freiherr von der Trenck.

Eine nachgesagte Affäre 

Über letztere war Friedrich der Große der Legende nach empört und schickte deshalb den Offizier offiziell wegen eines Spionageverdachts in Festungshaft. Des Königs Schwester wurde hingegen offenbar mit der Ernennung zur Äbtissin des freiweltlichen Stifts in Quedlinburg zur Ordnung gerufen. In Quedlinburg weilte sie allerdings nur selten. Trenck indessen schaffte das schier Unmögliche, floh recht spektakulär aus der Haft und nahm dann in seinen „Lebenserinnerungen“ Bezug auf seiner Beziehung zur Prinzessin. Anna Amalie von Preußen blieb unverheiratet, widmete sich auf Dauer der Musik und wurde im  Alter von den Chronisten wenig schmeichelhaft als rechthaberisch, unausgeglichen und boshaft dargestellt. 

Inzwischen beschäftigen sich zahlreiche Schriften mit dem Leben und Wirken der Prinzessin. Bereits 1932 und dann noch einmal 2002 wurde ihre Beziehung zum Freiherrn von der Trenck in Filmen verewigt. In der letzten TV-Romanze spielten Anna Maria Lara und Ben Becker die Hauptrollen. Die Autographe von ihren Kompositionen blieben mehrheitlich erhalten. Einige Kompositionen sind auf aktuellen Tonträgern erhältlich. 

Prinzessin in großer Zeit

Anna Amalie von Preußen wurde am 9. November 1723 in Berlin geboren. Sie galt als das Nesthäkchen ihrer Familie, wurde zusammen mit ihrer Schwester Ulrike erzogen und verweigerte die Verheiratung mit dem schwedischen Thronfolger Adolph Friedrich von Holstein-

Gottorp, weil die calvinistische Hohenzollernprinzessin eine Konversion zum Luthertum des Schweden vermeiden wollte. Schwester Ulrike hatte damit weniger Probleme und wurde die Ersatzfrau. Bei jener Hochzeit im Juli 1744 lernte Amalie den Freiherrn Friedrich von der Trenck im Gefolge ihres Bruders Friedrichs kennen. Aus der Bekanntschaft entwickelte sich wohl mehr. Doch das Paar war sehr diskret. 

Nur Friedrich II. hatte wohl einen Verdacht. Die Folgen waren im Unterschied zu Trenck für die Prinzessin erträglich. Die Verpflichtung als Quedlinburger Äbtissin war mehr eine Mahnung und andererseits auch ein Versorgungsamt. Sie lebte die meiste Zeit in Berlin vorrangig in zwei Hauptresidenzen und pflegte ihre Neigungen. 

Ihre Berliner Wohnsitze waren das Palais Unter den Linden 7, das spätere Palais der Herzogin Dorothea von Kurland, an dessen Stelle sich heute die russische Botschaft befindet, sowie ein Palais in der Wilhelmstraße, das der König ihr schenkte und das später als Palais des Prinzen Albrecht bekannt wurde und nach 1933 als Sitz des Reichssicherheitshauptamtes schreckliche Berühmtheit erlangte. 

Geistreiche Komponistin und bedeutende Sammlerin 

Anna Amalie von Preußen besuchte nach der Schlacht bei Hochkirch ihren Bruder im Feldlager, beherrschte nach erstem Unterricht beim Hoforganisten Gottlieb Hayne die Instrumente Flöte, Orgel, Laute sowie Geige und widmete sich in Zusammenarbeit mit Kirnberger der Bachforschung sowie der Komposition im Bachstil. Sie erlernte verschiedene Kompositionstechniken, schrieb neben Kantaten und Chorälen sogar Märsche und ließ für das Berliner Schloss eine barocke Hausorgel bauen, die später in ihr Palais Unter den Linden umgesetzt wurde. Die Palette ihrer Kompositionen reichte vom „Trio für zwei Violinen und Bass“ und dem Choral „Ich hab mein Sach Gott heimgestellt“ über den Choral „Zion klagt mit Ernst und Schmerzen“ bis zu Sonaten und Märschen für mehrere preußische Regimenter. Die CD „Märsche am Preussischen Hof“ von 2007 enthält ihren „Marsch für das Regiment Saldern“. 

Auch als Mäzenin machte sich Prinzessin Amalie einen Namen. Kontinuierlich baute sie ihre Sammlungen aus, die heute unter dem Namen „Amalienbibliothek“ zu den Kostbarkeiten der Berliner Staatsbibliothek gehören. Dabei machte sie Schulden, die ihr königlicher Bruder dann beglich. 

Im Alter suchte die unverheiratet gebliebene Prinzessin mehrfach Kurorte auf und machte Bäderkuren. Sie wurde 63 Jahre alt, starb am 30. März 1787, ein Jahr nach Friedrich II., und fand in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms ihre letzte Ruhe. Außer zahlreichen Kompositionen und der „Amalienbibliothek“ sind von ihr auch einige Gemälde überliefert.