08.11.2025

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Folge 44-23 vom 03. November 2023 / Reformation / „… gelehrter als alle Papisten“ / Vor 475 Jahren starb der Assistent Luthers und Vertraute Melanchthons, Caspar Cruciger der Ältere

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-23 vom 03. November 2023

Reformation
„… gelehrter als alle Papisten“
Vor 475 Jahren starb der Assistent Luthers und Vertraute Melanchthons, Caspar Cruciger der Ältere

Obwohl heute kaum noch bekannt, kann Friedrich Caspar Cruciger der Ältere zu den maßgeblichen Lehrern und Förderern der Reformation gezählt werden. Er genoss das besondere Vertrauen von Martin Luther und Philipp Melanchthon, half bei der Bibelübersetzung, verfasste viele Predigten sowie Vorlesungen und erwarb auch große Verdienste um die Veröffentlichung der Lutherschen Texte. 

Anerkennung sogar von Gegnern 

Die besonderen Fähigkeiten Crucigers in der Assistenz Luthers erkannten auch die Vertreter des Katholizismus an. Nicolas Perrenot de Granvelle, ein burgundischer Jurist und Staatsmann, der im Dienste Kaiser Karls V. die Kanzlerwürde bekleidete, zollte Cruciger für seine sachverständigen und flinken Sekretärsdienste für Luther bei Religionsgesprächen höchstes Lob: „Die Protestierenden haben einen Schreiber, der ist gelehrter als alle Papisten, denn er erreicht alle Worte im Nachschreiben.“ 

Der maßgebliche Assistent Luthers wurde am 1. Januar 1504 in Leipzig geboren. Sein Vater entstammte einer wohlhabenden Familie in Mülsengrund bei Glauchau in Sachsen und war als erfolgreicher Krämer nach Leipzig gewechselt, wo er das Bürgerrecht erworben hatte und seinen Wohlstand mit dem erworbenen Bürgerrecht für die Messestadt mehren konnte. Sohn Caspar erhielt Privatunterricht bei den Humanisten Georg Helt sowie Kaspar Börner, erwies sich als überaus begabt und bezog schon 1513 als „Wunderkind“ die Universität von Leipzig, wo er in die Obhut anderer kam. Das reichte von Richard Croke bis zu Petrus Mosellanus. Er gehörte auch zu den Zuhörern des theologischen Streitgespräches zwischen dem Wittenberger Theologieprofessor Luther und dem Ingolstädter Theologen Johannes Eck im Sommer 1519 in Leipzig. 

Dieser intellektuelle Disput zwischen den beiden beeindruckte Cruciger. Er war besonders von der Argumentation Luthers angetan und wechselte deshalb anschließend an die Universität in Wittenberg, an der Luther lehrte. 

Der aufstrebende Jüngling fiel dem Reformator und Philipp Melanchthon auf, die ihn fortan förderten. Cruciger studierte außer Theologie und Naturwissenschaften vor allem Mathematik, heiratete mit Unterstützung der Reformatoren Elisabeth von Meseritz, eine aus Pommern nach Wittenberg geflüchtete Nonne aus einem Prämonstratenserkloster, und wurde als Lutherjünger 1524 von seinen Gönnern als neuer Rektor für die Leitung der Johannisschule in Magdeburg, der neuen Stadtschule, empfohlen. Da war er erst 20 Jahre alt und schon ein Hoffnungsträger der sich entwickelnden Reformation.

Gelehrter Überflieger und treuer Sachwalter Luthers  

Cruciger lehrte erfolgreich, sorgte für schulische Neuerungen und hielt sonntägliche Predigten mit großem Zuspruch. Das trug ihm Anerkennung in Magdeburg wie Wittenberg ein und 1528 die Rückberufung nach Wittenberg. Er hatte sich bewährt und war nun ein Kandidat für höhere Aufgaben. Cruciger wurde Prediger der Schlosskirche, zum Doktor der Theologie promoviert, als Universitätsprofessor berufen und entwickelte sich mit seiner ungewöhnlichen Sachkenntnis und seinen organisatorischen Fähigkeiten schnell zum Mittelpunkt der theologischen Fakultät, die er im Schatten des übermächtigen Reformators nach Kräften in dessen Sinne prägte. Parallel erlangte auch seine erste Frau Elisabeth von Meseritz als evangelische Kirchenlieddichterin größere Bekanntheit. Bis heute zählt ihr Lied „Herr Christ“ zum Bestand der Liederbücher. 

Bei Cruciger selbst kamen auf Dauer zahlreiche Sonderaufgaben hinzu. Das reichte von der Hilfe bei Luthers Bibelübersetzung und der Beteiligung an der Reformation Leipzigs über die Rolle als maßgeblicher Sekretär Luthers bei den Religionsgesprächen in Hagenau, Worms sowie Regensburg bis zur Beteiligung an der Herausgabe von Luthers „Gesammelten Werken“ in der Wittenberger Ausgabe. Als Stenograph erlangte er den Ruf eines „Geschwindschreibers“. Damit gehörte er als unverzichtbare Stütze zum engeren Lutherkreis. 

Besonders hart traf Cruciger der frühe Tod seiner ersten Frau Elisabeth 1535. Mit ihr hatte er drei Kinder, zu denen Caspar Cruciger der Jüngere zählte, der später zu den Hauptstützen des „Philippismus“ gehörte. 1536 heirate Cruciger der Ältere in zweiter Ehe Appolonia Günterode, die Tochter eines kursächsischen Hofküchenmeisters. Mit ihr zeugte er weitere Kinder. Nach dem Tod des Reformators und den Unbilden des Schmalkaldischen Krieges sah Cruciger seine Hauptaufgabe in der Bewahrung der Lehren Luthers und der Veröffentlichung seiner Werke. Dabei hatte er mit Georg Rörer einen engagierten Mitstreiter, der wegen seiner Texteingriffe allerdings umstritten war und später nach Dänemark wechselte. Cruciger der Ältere starb am 16. November 1548 in Wittenberg, neun Jahre vor seiner Witwe. Seine letzte Ruhe fand er in der Wittenberger Pfarrkirche. 

Außer seinem umfangreichen Lebenswerk und seiner Witwe Apollonia hinterließ er aus zwei Ehen insgesamt sieben Kinder. Dazu gehörte außer Caspar dem Jüngeren auch Tochter Elisabeth, die dann Johannes Luther, den Sohn des Reformators, ehelichte. Ein Portraut von Caspar Cruciger dem Älteren aus der Schule von Lucas Cranach dem Älteren gehört heute zum Bestand des Amsterdamer Museums.M.S.