17.11.2025

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Folge 44-23 vom 03. November 2023 / Meteorologie / Der Ostpazifik streckt den Klimamodellen die „Kalte Zunge“ raus / Statt sich zu erwärmen, kühlen sich riesige Gewässer vor Südamerika dramatisch ab – Forscher stehen vor einem Rätsel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-23 vom 03. November 2023

Meteorologie
Der Ostpazifik streckt den Klimamodellen die „Kalte Zunge“ raus
Statt sich zu erwärmen, kühlen sich riesige Gewässer vor Südamerika dramatisch ab – Forscher stehen vor einem Rätsel

Angeblich erwärmen sich die Weltmeere aufgrund des Klimawandels in kontinuierlicher Weise. So vermeldete die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA (NOAA) einen Temperaturanstieg an der Wasseroberfläche von rund 0,04 Grad pro Jahrzehnt zwischen 1850 und 2022. Diese Zahl basiert allerdings auf Schätzungen und Modellrechnungen. Und die könnten sich nun als grandios fehlerhaft erweisen.

Wie mittlerweile klar ist, gibt es im östlichen Pazifik eine sogenannte „Kalte Zunge“, welche von der Küste Ecuadors über tausende Kilometer nach Westen reicht. Hier fand in den vergangenen 30 Jahren eine Abkühlung des Wassers statt, die von keinem der Klimamodelle vorhergesagt wurde. Die Temperaturdifferenz im Vergleich zum Pazifik vor der asiatischen Inselwelt ist seit 1997, als der Klimaforscher Richard Saeger von der Columbia University das Phänomen erstmals beschrieben hat, auf bis zu sechs Grad angewachsen, wobei der Prozess anhält. Gleichzeitig besteht völlige Unklarheit darüber, wie lange dies noch der Fall sein wird und warum die Abkühlung eigentlich stattfindet. 

Pedro DiNezio von der University of Colorado spricht mit Blick auf die Ursachen der Entstehung der „Kalten Zunge“ von der „wichtigsten unbeantworteten Frage der Klimawissenschaften“. Manche Experten nehmen an, dass das Abschmelzen der antarktischen Gletscher einen Kaltwassereintrag in Teilen des Pazifiks bewirke. Dem widersprechen jedoch die Ergebnisse neuerer Forschungen, denen zufolge die Eisdecke in der Antarktis zunimmt. Andere wiederum behaupten, die dünnere Ozonschicht und eine steigende CO₂-Konzentration über dem Südpolargebiet führe zu stärkeren Winden und somit höherem Zustrom von Kaltluft im Bereich des Ostpazifiks. Und dann sind noch die beiden Phänomene El Niño und La Niña im Gespräch, die für einen periodischen Wechsel beim Auftrieb kalten Tiefenwassers vor der Nordwestküste Südamerikas sorgen, wobei der Letztere beim El Niño deutlich nachlässt und in La-Niña-Phasen eine erhebliche Verstärkung erfährt.

Nach Ansicht von Fachleuten wie Saeger oder David Battisti von der University of Washington hat die „Kalte Zunge“ wahrscheinlich globale Auswirkungen. So könnte sie die Intensität des Monsuns in Asien beeinflussen und in Kalifornien, Australien und Afrika Dürren verursachen. Doch damit nicht genug: Kälteres Wasser im Ostpazifik führt zwangsläufig auch zu mehr tiefen Wolken über dem Ozean dort. Und mehr Wolken bedeuten mehr reflektiertes Sonnenlicht. Mit anderen Worten: Die „Kalte Zunge“ bremst die prognostizierte globale Erwärmung oder kehrt diesen Trend vielleicht sogar ins Gegenteil um. 

Auf jeden Fall zeigt ihre Existenz, dass die Klimamodelle, die der Politik heute als wesentlichste Entscheidungsgrundlage dienen, wenn es um Maßnahmen gegen die „Erderhitzung“ geht, keineswegs notwendigerweise die Realität abbilden. Und das löst nun Unruhe unter den Klimaforschern aus, die den Ruf ihrer Disziplin in Gefahr sehen und sich möglicherweise bald von lieb gewordenen Annahmen verabschieden müssen. W.K.