17.11.2025

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Folge 44-23 vom 03. November 2023 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-23 vom 03. November 2023

Leserforum

Israelische MitSchuld

Zu: Die Anfänge eines unend­lichen Konflikts (Nr. 42)

Der Text von Paul Michaelis ist verdienstvoll, weil er versucht, eines der schwierigsten Probleme der heutigen Zeit zu entschlüsseln. Indes: Schon seine ersten Sätze lassen erkennen, dass um das Problem „Israel-Palästina“ herumgeredet wird, weil die Geschichte der Gründung des Staates „Israel“ nicht im Hinblick auf die Ereignisse des Jahres 1948 bis heute entsprechend der historischen Ereignisse und ihres Hintergrunds sine ira et studio dargestellt wird. In diesem Zusammenhang möchte ich auf drei Bücher aufmerksam machen, die die Geschichte des Konflikts zwischen den Juden und den Arabern/Palästinensern auf dem Hintergrund der tatsächlichen Ereignisse und Hintergründe beschreiben und einordnen: 

1) Shlomo Sand, „Die Erfindung des Jüdischen Volkes – Israels Gründungsmythos auf dem Prüfstand“: Sand stellt nicht das Existenzrecht Israels in Frage, sondern den auf Legenden beruhenden Alleinanspruch auf das Gelobte Land. „Das Judentum ist eine religiöse, keine ethnische Gemeinschaft. Wenn überhaupt, sind eher die Palästinenser als die aus Europa eingewanderten Juden ethnische Nachkommen der biblischen Israeliten.“ Deshalb kämpft der Autor für eine offenere Politik Israels gegenüber seinen arabischen Nachbarn.

2) Ilan Pappe, „Die ethnische Säuberung Palästinas“: Pappe gehe es expliziert darum, die Mechanismen der ethnischen Säuberung von 1948 zu untersuchen. 

3) Baruch Kimmerling, „Politizid – Ariel Scharons Krieg gegen das palästinensische Volk“: Kimmerling, Professor für politische Soziologie an der Hebräischen Universität Jerusalem und an der Universität Toronto, bezeichnet sich selbst als „israelischen Patrioten“. Nach der Veröffentlichung seines Buches hat man ihn seines Landes verwiesen. Sein Buch ist dann im Ausland veröffentlicht worden. Er thematisiert darin ein großes Problem: Unter Sharon ist Israel zu einer Kraft der Zerstörung geworden. Von Beginn seiner Karriere an galt er als der brutalste aller israelischen Generäle und Politiker. Seine Politik – eben der „Politizid“, die ethnische Säuberung Palästinas – zerstörte die humanistischen Werte der eigenen jüdisch-israelischen Gesellschaft und führte diese in den Ruin. Die Folgen für den Nahen Osten waren tiefgreifend und werden heute in den Ereignissen seit dem Angriff der Hamas sichtbar.

Die Schlacht um die Zukunft Israels und der Araber ist jetzt voll entbrannt und lässt die Bedeutung der Arbeiten der drei Autoren zur „geheimen“ Geschichte Israels seit 1948 immer schwerwiegender und bedeutender für die Zukunft Israels werden. Es hilft nichts: Nicht nur die Hamas hat sich schuldig gemacht, sondern auch Israel, besonders seine Führungsschicht. Warum hat sie nicht aus den leidvollen Erfahrungen vor 1945 gelernt?

Klaus Fleischmann, Kaarst






Folgenschwerer Verrat

Zu: Der Krieg in Nahost und wir (Nr. 42)

Schon im Ersten Weltkrieg wurde mit Lawrence von Arabien ein britischer Geheimagent in diesen Teil des Osmanischen Reiches (jetzt Jordanien) geschickt, um Verhandlungen mit arabischen Führern aufzunehmen, wenn sie sich gegen die Türkenherrschaft auflehnen würden. Sie wurden mit großartigen Versprechungen überredet, darauf einzugehen, um dann eine neue Ordnung im arabischen Raum und Palästina zu erhalten. Noch heute wird jedem Touristen in Jordanien dieser Versammlungsort als Verrat durch die englische Krone gezeigt. 

Nach 1945 geschah dann Folgendes: Das Attentat auf den schwedischen UN-Gesandten, auf das Britische Offiziers­casino parallel mit dem überhasteten Abzug der britischen Truppen (Ben Gurion stand noch sehr lange auf der Fahndungsliste der Briten), die Vertreibung und Ermordung vieler Palästinenser in dieser Gründungszeit. Auch hier wurde viel Terror zur Durchsetzung politischer Interessen eingesetzt, und die Folgen spüren wir jetzt wieder mit diesen Verbrechen an unschuldigen Menschen.

Aber man sollte sich auch noch mal fragen, wie so etwas geschehen konnte: Die Grenze ist mit ihrer Konstruktion die sicherste der westlichen Welt. Der israelische Geheimdienst Mossad und seine V-Leute in den Palästinensischen Gebieten sind sicherlich einer der besten. Wieso war so wenig Militär dort an der Grenze zum Gaza-Streifen, das angeblich erst mit sehr viel zeitlicher Verzögerung eintraf?

All das ändert nichts an dem furchtbaren Gemetzel bei diesem Musik-Event, wo sich junge Leute nur mal einen tollen Tag gönnen wollten.

Dr. Volker Daum, Bayreuth






Es geht nur um den Profit

Zu: Hochalpine Energie-Gipfel (Nr. 42)

Wenn es denn schon Solar sein muss: Warum nutzt man nicht die fast unendlich verfügbaren Dachflächen (öffentlicher) und wirtschaftlich genutzter Gebäude in den Städten? Es ist der gleiche Schwachsinn wie mit den endlosen Solar-Ackern, besonders in Süddeutschland. Völlig sinnentleerter Flächenverbrauch, der dem Nahrungsmittelanbau verloren geht. Da geht es knallhart um den Profit einiger weniger Akteure, weiter nichts. Die Natur ist diesen Akteuren völlig gleichgültig. 

Chris Benthe, Dresden






Klimaschädliche Anlagen

Zu: Hochalpine Energie-Gipfel (Nr. 42)

Photovoltaikanlagen (PV) versuchen möglichst viel Licht zu absorbieren. Ein Teil davon erzeugt elektrische Energie, der Rest ist konvektive Abwärme. Derartige PV-Anlagen sind laut einer österreichischen Studie daher primär große Konvektionsheizkörper zur Förderung des Temperaturanstiegs in der Atmosphäre. Klimaschutz durch Klimawandel samt Abschmelzen der Gletscher, gefördert von einer Politik, die den Gesamtblick völlig verloren hat.

Jürgen Weigl, Graz






Ein preußischer Lehrer

Zu: Die Anfänge der Lehrer­ausbildung (Nr. 40)

1816 wurde der Theologe und Pädagoge Gustav Friedrich Dinter auf Empfehlung des westfälischen Oberpräsidenten von Vincke von der preußischen Regierung nach Königsberg berufen, da er durch seine pädagogische Arbeit in Dresden-Friedrichstatt bekannt geworden war.

Er entwickelte neue pädagogische Konzepte und bekam die Aufgabe, das Volksschulwesen zu reformieren. Dafür wurde er zum Schul- und Konsistorialrat ernannt. Er war mit der Familie Günther, meinen Vorfahren, stark verbunden. Mein Urururgroßvater Johann Carl Gottlieb Günther – geboren am 2. Dezember 1786 in Dresden – erhielt dort bei Dinter seine Lehrerausbildung und war zuerst als Hauslehrer tätig. Einvernehmlich durfte Dinter den ersten Sohn des Ehepaares Günther adoptieren. Dafür verpflichtete er sich, für die Ausbildung des zweiten zu sorgen. Das war mein Ururgroßvater Friedrich Adolf Günther, den er Theologie studieren ließ. 1816 ging Dinter mit der ganzen Familie Günther nach Königsberg. Mein Urururgroßvater war zuletzt Rektor am Seminar in Klein Dexen.

Dinter hat mehrere Bücher geschrieben, zum Beispiel die Schullehrerbibel. Ich besitze von ihm das Buch „Dinters Leben“, von ihm selbst geschrieben. Außer, dass darin vieles über meine Vorfahren steht, kann man sehr viel über die damalige Zeit erfahren. Dinter war sehr sozial und hat auf seine Kosten intelligente Kinder erzogen und zu Lehrern ausgebildet beziehungsweise ausbilden lassen. Seinen Adoptivsohn ließ er zum Arzt ausbilden. In den letzten Jahren übernahm er eine Professur über Theologie in Königsberg. 1831 ist er in Königsberg gestorben.

Traute-Rose Lietzow, Pansdorf