Die Burg Neuhausen, die bis 1945 ein beliebtes Ausflugsziel der Königsberger war, soll bald wieder an diese Vergangenheit anknüpfen. Auch eine Neuverwendung des Gebäudes ist in Planung.
Die Abriss- und Renovierungsarbeiten haben im Frühjahr 2023 begonnen. Das Projekt wird von der Firma „Mirozdanie“ durchgeführt. Auftraggeber der Arbeiten ist die „Vozrozhdenie Ltd“. Beide Unternehmen sind mit dem Königsberger Bistum der Russisch-Orthodoxen Kirche verbunden, das Besitzer der Burg ist. Die Restaurierung des Schlosses erfolgt im Rahmen des Programms des Gouverneurs zur wirtschaftlichen Revitalisierung von Kulturgütern. Der Investor erhielt vom Staat einen Kredit über umgerechnet knapp 3,5 Millionen Euro.
Auf dem Gelände der Burg soll ein Komplex mit einem Museum, einem Restaurant und einem Hotel mit Garten entstehen. Ein Marzipanmuseum ist außerdem angedacht. Darüber hinaus gibt es Ideen, ein Museum über die „Frau im Mittelalter“ in der Burg einzurichten. Die Arbeiten zur Beseitigung der Schäden sollen bis Ende 2023 abgeschlossen sein, die Restaurierung bis 2025.
Museen, ein Hotel und ein Restaurant entstehen bis 2025
Die Burg Neuhausen wurde 1292 im samländischen Domkapitel gebaut. In seiner langen Geschichte hat es oft den Besitzer gewechselt und wurde mehrfach umgebaut. Heute ist der nördliche Flügel der älteste und authentischste. Spezielle Balken stützen dort die rissigen, jahrhundertealten Gewölbemauern. Im 14. Jahrhundert wurde in der Nähe der Burg auch eine Ordenskirche errichtet. Nach 1525 war das Schloss eine Zeit lang Sitz des Bischofs von Samland. Danach ging Neuhausen in den Besitz des Herzogs Albrecht über, der, nachdem er lutherisch geworden war und den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum umwandelte, den Bau einer neuen Festung anordnete. Er verschrieb die Burg im ersten Ehevertrag von 1550 seiner zweiten Frau. Ab dem 16. Jahrhundert wurde Neuhausen mehrmals umgebaut, behielt aber bis zum 17. Jahrhundert seine Verteidigungsfunktion, danach bekam sie aber immer mehr Elemente eines Erholungsorts.
Ziegelsteine aus der Region für ein historisches Aussehen
Friedrich Wilhelm III. vergab die Burg und die Domäne 1814, wegen seiner Verdienste in den Befreiungskriegen, an General Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz. Dessen Erben verkauften jedoch den Besitz. 1842 gelangte er in den Besitz der Familie Luckner und später in den der Familie Massow. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Schlosspark und der Forst um die Kleinbahnstation Neuhausen-Tiergarten mit dem Etablissement Freiwald ein beliebtes Ausflugsziel der Königsberger Gesellschaft. 1935 eröffnete in Neuhausen eine Niederlassung des Behring-Instituts. Zehn Jahre später, 1945, wurde die Burg im Krieg schwer beschädigt. Einige Zeit waren in der Burg Produktions- und Lagerstätten eingerichtet. Ab den 1950er Jahren wurde ein Teil der Burg wiederaufgebaut. Seit 1960 ist sie ein Kulturdenkmal von landesweiter Bedeutung.
Bei der Renovierung der Burg aus dem 13. Jahrhundert stoßen die Arbeiter auf immer mehr Geheimnisse. Ein Gerüst bedeckt den Hauptflügel der Burg Neuhausen. Die Arbeiter sind dabei, das historische Aussehen des Gebäudes sorgfältig wiederherzustellen. Dabei verwenden sie hauptsächlich deutsche Ziegelsteine, die sie in der gesamten Region aus alten Gebäuden gesammelt haben, damit das Gebäude seinen historischen Charakter behält und nicht neu aussieht. Die Gewölbe waren bereits zuvor in diesem Zustand.
Vor dem Krieg waren die Mauern in der Nähe des Haupttors des Schlosses größtenteils verputzt. Dass man im nördlichen Teil Ostpreußens durchaus auf historische Kulturgüter achtet, beweist die Tatsache, dass man als erste die älteste aller ostpreußischen Kirchen in Juditten nach 1985 wieder als Kirche hergerichtet und eröffnet hat.
Fresken aus dem 16. Jahrhundert entdeckt
Während des Wiederaufbaus von Schloss Neuhausen entdeckten die Arbeiter einzigartige Fresken, die vermutlich im frühen 16. Jahrhundert am Übergang zwischen katholischer und lutherischer Zeit entstanden. Sie stellen wahrscheinlich katholische oder protestantische Figuren dar. Die Restauratoren müssen sie noch identifizieren und ihren historischen Wert bestimmen. Es wurde auch ein verwinkelter Geheimgang entdeckt. Er war von einer dicken Schicht Ziegeln umgeben. Es wird wahrscheinlich im Laufe der Renovierung noch eine Menge Überraschungen geben, denn viele Jahre lang wurde die Burg für die Bedürfnisse eines Industrieunternehmens genutzt. Damals hatte sich niemand mit dem Gebäude als Denkmal beschäftigt.


