08.11.2025

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Folge 44-23 vom 03. November 2023 / Friedrich-Ebert-Denkmal / Die kurze Geschichte eines Ehrenmals / Gerangel um Gedenken an den ersten Präsidenten des Deutschen Reichs in Pillau – Nach nur drei Jahren erfolgte der Abriss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-23 vom 03. November 2023

Friedrich-Ebert-Denkmal
Die kurze Geschichte eines Ehrenmals
Gerangel um Gedenken an den ersten Präsidenten des Deutschen Reichs in Pillau – Nach nur drei Jahren erfolgte der Abriss
Jürgen Ehmann

Am 13. September 1925 fand in Herrensohr bei Saarbrücken/Saarland zu Ehren des ersten, am 28. Februar 1925 in Berlin verstorbenen Reichspräsidenten der Weimarer Republik, Friedrich Ebert, die Einweihung des ersten Friedrich-Ebert-Denkmals, eines zweieinhalb Meter hohen Obelisken, statt. Bei dieser und weiteren Denkmaleinweihungen war auch das Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“, ein politischer Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik, anwesend. 

Nicht alle Einweihungen in der Republik verliefen störungsfrei. So kam es am 

21. September 1930 in Itzehoe in Schleswig-Holstein zu einer blutigen Schlägerei zwischen Mitgliedern des Reichsbanners und Nationalsozialisten. Zwei Jahre zuvor vereitelte am 6. Oktober 1928 in Ottobrunn bei München ein Mitglied des Reichsbanners beim Reinigen der Stufen des Ebert-Denkmals ein Sprengstoffattentat. 

Auch das am 31. August 1930 in Pillau eingeweihte Denkmal durch den Oberpräsidenten von Ostpreußen, Dr. h. c. Ernst Siehr, der in seiner Ansprache hervorhob, „dass sich in diesem Denkmal der Dank und die Anhänglichkeit des Volkes gegenüber einem Mann verkörpere, der nach seiner Herkunft und nach seinem Wesen das Volk repräsentiere“, erlebte in seiner kurzen Geschichte einige Probleme, die anhand der vorgefundenen Quellen skizziert werden soll. 

Ursprünglich sollte das Denkmal „eine viereckige Säule, an deren Kopf ein Relief Friedrich Eberts …. angebracht war“ nach Bernd Wöbke (250 Jahre Stadt Pillau, Kiel 1975) seinen Platz an der Ecke Haffstraße/Raulestraße erhalten; „es wurde dann aber in der Plantage aufgestellt. 

Am 14. Juli 1930 gab es eine Ortsbesichtigung mit drei Vertretern des Magistrats der Stadt Pillau und den beiden Vertretern der Provinzialberatungsstelle Königsberg, Professor Dethlefsen und Stanislaus Cauer. Von Cauer stammte der Entwurf des vierkantigen Blocks als Ebert-Denkmal.“

Cauer entwarf den vierkantigen Block

Über den Standort des Denkmals lässt sich so viel sagen, dass nach dem mit 22. Juli 1930 datierten „Gutachten über Form, Anordnung und Lage des bei der Stadt Pillau geplanten Ebertdenkmals“ von Professor Richard Jepsen Dethlefsen, Provinzialkonservator für Ostpreußen, das Reichsbanner die Grundmauern des Denkmals (für welches sie insgesamt 2300 Arbeitsstunden ohne irgendwelche Entschädigungen geleistet hatten) „bei der Stadt Pillau“ errichtet hatte. „Dadurch entfiel der sonst als Erstes zu machende Vorschlag der Wahl einer anderen Stelle auf dem Denkmalplatz.“ Blatt II erwähnt unter Punkt 4 „die sehr arg störenden Siedlungsbilder hinter ihm – Häuser, Gärten, Hofräume, deren Anblick durch eine dichte und hohe Hecke völlig verdeckt werden soll.“ 

Das Schreiben des Pillauer Bürgermeisters Stamer vom 10. Juli 1930 an Dethlefsen enthält die Aussagen eines „Fortfalls des Weges von der Spitze“ und das er (Stamer) „persönlich dem (namentlich nicht genannten – Anmerkung des Verfassers) Erbauer diesen Zugang zum Denkmal vorgeschlagen habe“. 

Den genauen Standort konnte ich leider nicht ausfindig machen, es könnte sich theoretisch auf dem Stadtplan von 1938 aus dem Buch „Königsberg und sein Umland in Ansichten und Plänen aus der Staatsbibliothek zu Berlin“ um das Symbol über der Acht handeln.

Zu dem Flachbild auf dem Denkmal schrieb Dethlefsen in seinem Gutachten: „Dann hatte man sich mit Künstlern im Reich in Verbindung gesetzt und sich, durch überhohe Honorarforderungen abgeschreckt, ohne eigentlichen Beistand beschieden. Das kleine, in das Mal einzulassende Flachbild, einen Abguss einer auch anderswo verwendeten Arbeit, hatte man sich, in der Meinung, dass sie im Lande zu teuer werden würde, ebenfalls von auswärts kommen lassen.“ 

Dethlefsen bedauerte die Auftragsvergabe und dass man eher „sich zuerst nach im Lande lebenden Künstlern und ihren Preisen erkundigt“ und dann erfahren hätte, „dass man schon der geringeren Entfernung wegen im Lande besser und auch nicht teurer, vielleicht sogar billiger, bedient worden wäre, als von auswärts. Es ist wirklich niederdrückend, wenn man immer wieder erfahren muss, wie die wenigen im Lande überhaupt von kommenden Aufträgen ohne sachlichen Grund in die Fremde gehen und unsere einheimische Künstlerschaft oft genug nicht weiß, wo sie das Brot hernehmen soll.“ 

Streit um die Pflege des Denkmals

Zum Künstler schrieb die „Kölnische Zeitung“ vom 16. August 1930: „Dem Elberfelder Bildhauer (Wilhelm) Koopmann wurde der Auftrag übertragen, für das von der Stadt Pillau geplante Denkmal für den verstorbenen Reichspräsidenten Ebert die Porträtbüste in Bronze auszuführen.“ Das Flachbild ähnelte dem noch heute existierenden Friedrich-Ebert-Denkmal auf der Hardt in Wuppertal. 

Nach der Einweihung sollte die Stadt Pillau die ständige Pflege übernehmen, die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat lehnten die Übernahme jedoch mit 12:5 beziehungsweise 5:1 (Stamer) Stimmen ab. 1933 wurde das Denkmal, vermutlich wegen der Nationalsozialisten, entfernt.