17.11.2025

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Folge 45-23 vom 10. November 2023 / Felix Laitsch / Der Flugpionier überflog die Kurische Nehrung / Der gebürtige Chemnitzer Maschinenbauingenieur konstruierte nicht nur Antriebsanlagen, er unternahm auch waghalsige Flüge

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-23 vom 10. November 2023

Felix Laitsch
Der Flugpionier überflog die Kurische Nehrung
Der gebürtige Chemnitzer Maschinenbauingenieur konstruierte nicht nur Antriebsanlagen, er unternahm auch waghalsige Flüge
Wolfgang Kaufmann

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts begeisterten sich immer mehr Deutsche für den Motorflug. Einer davon war der am 4. Oktober 1882 geborene Felix Laitsch, welcher aus Reichenbrand bei Chemnitz stammte. Zunächst konstruierte der Maschinenbauingenieur Antriebsanlagen für Luftschiffe. Dann ging Laitsch nach Frankreich, um dort seinen Pilotenschein zu machen. Dem folgte am 5. August 1910 der Erwerb des 19. deutschen Flugzeugnisses. Zwei Tage später nahm der Sachse an der Nationalen Flugwoche in Berlin-Johannisthal teil.

Kurz darauf wurde er bei den Albatros-Werken als Fluglehrer angestellt. Mit einem Doppeldecker dieses Herstellers erreichte Laitsch den Gesamtsieg im Rundflug durch Sachsen im Mai/Juni 1911 – was ihm ein Preisgeld von 41.000 Mark einbrachte. Dergestalt motiviert, wollte er sich nun auch um die Monatsrente von 3000 Mark bewerben, welche die Deutsche National-Flugspende für besondere fliegerische Leistungen ausgelobt hatte. Zweck des Ganzen war es, auf dem Gebiet des Flugwesens gegenüber dem „Erbfeind“ Frankreich aufzuholen. Dafür standen insgesamt 7,2 Millionen Mark zur Verfügung.

Um aus der Masse der mittlerweile nun bereits 225 deutschen Inhaber eines Pilotenscheines hervorzustechen, startete Laitsch Anfang April 1913 zu einem Fernflug von Berlin nach Königsberg in Ostpreußen. Diesen musste er jedoch alsbald abbrechen. Starker Wind und Motorprobleme zwangen ihn dazu, bei Deutsch Krone in Westpreußen notzulanden.

Deswegen ließ Laitsch den Mut jedoch nicht sinken. Im weiteren Verlauf des Jahres 1913 erzielte er drei Siege bei Flugwettbewerben in Berlin und beteiligte sich auch an dem mit 50.000 Mark dotierten Ostpreußischen Rundflug vom 9. bis zum 14. August 1913. Außerdem gelang ihm am 25. Juli ein Langstreckenflug von Berlin nach Posen. Dann kam der 28. Oktober 1913, an dem Laitsch die größte fliegerische Tat seines Lebens vollbrachte.

Nachdem er am Vortag versucht hatte, mit einem zweisitzigen Doppeldecker vom Typ LVG B.I samt Passagier von Berlin nach Frankreich zu fliegen, ging es nun um 6.47 Uhr in die entgegengesetzte Richtung. Und diesmal funktionierte der Sechs-Zylinder-Reihenmotor von Mercedes mit 105 PS wie ein Uhrwerk – darüber hinaus stand auch der Wind güns-tig. Daher befand sich Laitsch schon um 11.30 Uhr über Königsberg, und fasste daraufhin den Entschluss, nach Sankt Petersburg weiterzufliegen. Allerdings geriet die Maschine hinter Tauroggen im heutigen Litauen in dichten Nebel. Nach der dadurch erzwungenen Umkehr in genau 665 Kilometern Entfernung von Berlin wollte Laitsch Königsberg erreichen, was sich jedoch aufgrund der Wetterverhältnisse höchst kompliziert gestaltete. 

Erst nach zweistündigem Herumirren tauchte das Kurische Haff unter der LVG B.I auf, womit endlich wieder eine Orientierung möglich wurde. Nun konnte Laitsch die Küstenlinie bis Königsberg verfolgen, wo er dann wegen Benzinmangels landete. Bis dahin weilten der Pilot und sein Passagier neun Stunden und 23 Minuten in der Luft – ein imposanter neuer deutscher Dauerflugrekord! Zudem dürfte es sich hier auch um den ersten Nonstop-Flug zwischen Berlin und der ostpreußischen Provinzhauptstadt gehandelt haben.

Aufgrund dieser bemerkenswerten Leistung war Laitsch finanziell abgesichert und avancierte darüber hinaus 1914 zum Ersten Vorsitzenden des Bundes deutscher Flugzeugführer, dem etwa 80 Prozent der zivilen Piloten angehörten. In dieser Eigenschaft trat er für seine Kollegen ein, denen es in aller Regel materiell wesentlich schlechter ging als ihm. Anfang 1914 zählte man bereits 637 Inhaber von nichtmilitärischen Pilotenscheinen. 

Deren Lage beschrieb der Bund in einer Eingabe an den Präsidenten der National-Flugspende, Arthur Graf von Posadowsky-Wehner Freiherr von Postelwitz, mit folgenden Worten: „Die Ausbildung von Flugzeugführern … hat bereits ein Flieger-Proletariat geschaffen, und weit mehr als 50 Prozent der deutschen Flugzeugführer sind heute stellungslos. Es ist hierbei zu bedenken, dass der Flieger, welcher längere Zeit ohne Übung und Training ist, für die Flugtechnik im Allgemeinen, wie auch für die Militär-Aviatik seinen Wert verliert.“ Daraus leiteten Laitsch und dessen Mitstreiter folgende Forderung ab: Um eine weitere „Proletarisierung der Flieger zu verhindern und vor allem der großen Gefahr vorzubeugen, dass der wirtschaftlich entkräftete Pilot der berufswidrigen Ausbeutung rücksichtsloser Industrieller anheimfällt“, sollten grundlegende soziale Standards wie ein Mindestgehalt eingeführt werden. Außerdem müsse das Militär mehr Flieger einstellen. Und genau das veranlasste das preußische Kriegsministerium dann tatsächlich auch.

Laitsch trat letztmals im Juni 1914 beim Ostmarkenflug, dem Nachfolgewettbewerb zum Ostpreußischen Rundflug, zwischen Breslau und Danzig öffentlich in Erscheinung. Danach diente er seit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges in einem der zunächst vier preußischen Fliegerbataillone, worüber jedoch ebensowenig Details bekannt sind wie über die Umstände seines Todes im Jahre 1917.