07.11.2025

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Folge 45-23 vom 10. November 2023 / Porzellan / Ungarns starke Luxusmarke / Zwei Hersteller edler Tafelgeschirre feiern runde Jubiläen – Herend verfolgt die Tradition, KPM befördert den Zeitgeist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-23 vom 10. November 2023

Porzellan
Ungarns starke Luxusmarke
Zwei Hersteller edler Tafelgeschirre feiern runde Jubiläen – Herend verfolgt die Tradition, KPM befördert den Zeitgeist
Helga Schnehagen

Esterházy, Gögöllő, Miramare, Victoria, Wales, Rothschild, Liechtenstein, Waldenstein, Humboldt – so heißen die bekanntesten Dekore des legendären Porzellans aus Herend, der Einfachheit halber nach ihren Käufern oder Bestimmungsorten benannt. Bis heute hält die Aristokratie der ungarischen Porzellanmanufaktur die Treue. 

Zu ihren prominenten Kunden zählt auch das britische Königshaus. Schon Königin Victoria besaß ein 260-teiliges Service aus Herend, das Prinzenpaar William und Kate erhielten zur Hochzeit ein Service aus der Manufaktur, und Charles bekam rechtzeitig zur Krönung 2023 ein neues Teeservice, die Tasse für 426 Euro.   

16.000 Formen, 4000 Muster, 822 Farben, die nach einem geheimen Rezept hergestellt werden, kann sich Herend auf die Fahnen schreiben. Dass hier ausschließlich von Hand gearbeitet und gemalt wird, sei, so Geschäftsführer Attila Simon, weltweit einzigartig. 2011 wurde Herend zum alleinigen Vertreter Ungarns ins Comité Colbert, eine französische Vereinigung von Luxusmarken, gewählt. Einer der wichtigsten Kunden ist der Sultan von Oman. Der lässt sich ein Tablett aus der Serie „Arabisches Vollblut“ dann auch schon einmal 30.000 Euro kosten. 

In Herend, deutsch Herrendorf, arbeitet der ganze Ort am Porzellan. „Manchmal bereits in der fünften oder sechsten Generation“, so Simon, „damit wird das Wissen von Generation zu Generation weitergegeben. Wir haben aber auch eine eigene Berufsschule, in der wir unseren Nachwuchs ausbilden.“ 

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde die Manufaktur in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 75 Prozent der Anteile befinden sich im Besitz der rund 700 Mitarbeiter.

„Herend arbeitet als weltweit einziges Unternehmen seiner Art rentabel“, sagt Simon. Sogar im Corona-Jahr 2021 konnte die Manufaktur ihren Umsatz um 52 Prozent steigern. Ihre Produkte werden in etwa 60 Länder exportiert. Die gute Geschäftslage spiegelt sich vor Ort wider. Das ansprechende Besucherzentrum präsentiert in einem Museum Herends größte Schätze, lässt in der Minimanufaktur die Produktion hautnah Schritt für Schritt verfolgen und im stilvollen Café-Restaurant „Appicius“ von original Herender Porzellan speisen.

Während Herend schon jetzt den 200. Jahrestag seiner Gründung im Jahr 1826 in den Fokus stellt, feiert die Königliche Porzellan Manufaktur Berlin 2023 termingerecht ihr 260-jähriges Bestehen. Gegründet von Friedrich dem Großen und 2006 von dem Berliner Bankier Jörg Woltmann als Alleingesellschafter übernommen, hat sich das Unternehmen dem Zeitgeist folgend neu ausgerichtet. 

Dabei entstand der sogenannte KPM To-go-Becher. Er sei das kommerziell erfolgreichste Produkt seit Gründung der Manufaktur, heißt es im Firmenmagazin. Als Reminiszenz an den Gründer wurde die Schadow-Büste Friedrichs des Großen von 1822 als Edition Nouvelle Rouge 2023 neu aufgelegt. Die auf 26 Stück limitierte Büste in einem „geradezu radikal modernen Ornat“ in Signalrot und die farblich passende Friedrichkartoffel als Handschmeichler sind laut Firmenangaben inzwischen allerdings bereits ausverkauft.