11.11.2025

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Folge 45-23 vom 10. November 2023 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-23 vom 10. November 2023

Für Sie gelesen

Wem gehört Reineke Fuchs?

Nein, es geht nicht um Eigentum an einer Gestalt, die schon durch den alten Orient und die Antike geisterte, und auch nicht um Goethes „Reineke Fuchs“ von 1793/94. Es geht um das Versepos Van den vos Reynaerdes, das um 1375 wohl nahe Utrecht entstand und in der „Dyckschen Handschrift“ in Münster sowie der etwas später angefertigten „Comburgischen Handschrift“ in Stuttgart überliefert ist.

Dieses Werk, das von Holländern und Flamen zu Recht als eines der wichtigsten Werke ihrer Literatur betrachtet wird, ist Teil ihres nationalen Erbes. Aber zugleich und mehr noch gehört es zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, denn es ist in einer frühen Form des Deutschen, dem Dietschen, verfasst. 

So wurde von ihren Sprechern die um 1500 ausgestorbene mittelniederländische Sprache genannt, welche vom heute französischen Südflandern (zwischen Dünkirchen und Kamerich) bis zum Niederrhein gesprochen wurde. Leider unterlässt das Buch von Rita Schlusemann „Van den vos Reynaerde“ aus Angst vor nationalistischen Empfindlichkeiten jeden Hinweis, dass das dietsche Versepos aus diesem gemeinsamen deutsch geprägten Kulturraum stammt. Noch dazu entspricht ihre Selbstanpreisung, „erstmalig eine Leseausgabe und parallele moderne deutsche Übersetzung“ zu veröffentlichen, nicht der Wahrheit. Diese wurde bereits 2011 in einer gekürzten Fassung und 2014 vollständig von Richard Pooth vorgelegt.

Sprachlich hatte das Dietsche viele Entsprechungen mit dem Mittelniederdeutschen, wie es damals in den norddeutschen Hansestädten vorherrschte. Da lag es nahe, 1498 in Lübeck eine niederdeutsche Übertragung „Reynke de vos“ als gereimtes Volksbuch zu drucken. Als gute Europäer sollten wir anknüpfen an solche vielfältigen kulturellen Verknüpfungen unseres Kontinents. Reineke gehört uns allen, und der scharfe Spott, den jener Willam, der sich im ersten Vers als Verfasser des Reynaerde vorstellt, über die Herrschenden und ihren Hofstaat ergießt, hat nichts von seiner Aktualität verloren. Gauner und Mörder in offizieller Mission sind weiterhin unterwegs. Rolf Stolz

Rita Schlusemann (Hg.): „Van den vos Reynaerde“, Hirzel Verlag, Stuttgart 2022, broschiert, 200 Seiten, 32 Euro





Karl Lagerfeld in Comics

Eine außergewöhnliche Biographie hat Tiffany Cooper mit ihrem Buch „Wirklich alles über Karl Lagerfeld“ vorgelegt. Die Bloggerin und Illustratorin bat, nachdem sie aus der Arbeitslosigkeit heraus als Selbstständige erfolgreich wurde, um eine Zusammenarbeit mit Karl Lagerfeld. Der sagte zu, und so entstand dieses amüsante Buch.MRK

Tiffany Cooper: „Wirklich alles über Karl Lagerfeld“, Midas Verlag, Zürich 2023, gebunden, 144 Seiten, 20 Euro