Die Krise des österreichischen Immobilienkonzerns Signa hat auch massive Auswirkungen auf die Bundesrepublik, insbesondere auf viele Prestigeobjekte in Berlin wie auch in Hamburg. Bedroht ist das Karstadt-Gebäude am Hermannplatz in Berlin-Neukölln, der Umbau des historischen Bremsenwerks am Ostkreuz, der Karstadt-Standort Müllerstraße im Wedding, Karstadt am Ku’damm und die Bauten in der Passauer/Nürnberger Straße neben dem KaDeWe.
Den Auftrag, ein 32-stöckiges Hochhaus am Alexanderplatz zu errichten, hat die Commerzbank-Tochter Commerz-Real Signa bereits entzogen und will den Bau nun in Eigenregie durchführen. Alle anderen Signa-Bauprojekte in Berlin wurden zunächst gestoppt. Auch der Wolkenkratzer an den Hamburger Elbbrücken wird erst einmal nur teilweise weitergebaut. Der 245 Meter hoch geplante Bau hat bereits eine Höhe von mehr als 100 Metern erreicht.
Die Baufirmen warten, weil der Investor Rechnungen nicht bezahlt hat. René Benko hat inzwischen die Führung der Signa-Gruppe abgegeben. Er trat als Vorsitzender des Beirates der Signa Holding zurück. Der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz hat jetzt das Sagen und übernimmt die Restrukturierung der Immobilien- und Handelsholding: „Es ist daher verantwortungsvoll wie geboten, jetzt eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten.“ Aus österreichischen Quellen heißt es, die kurzfristigen Schulden von Signa beliefen sich auf zwei Milliarden Euro. Im ORF-Radio Ö1 war zu hören, dass die Struktur der Signa insgesamt undurchsichtig sei.
Die Berliner Grünen fordern Konsequenzen. Sie beziehen sich dabei aber nur auf Grundsätzliches. Die Bauvorhaben als solche wollen sie vollendet sehen. Der Stadtentwicklungsexperte der Partei, Julian Schwarze: „Für Berlin bedeutet das, dass Signa kein Partner mehr sein kann und die Zusammenarbeit beendet werden muss.“ Seine Partei hofft, die Signa-skeptische Stimmung des früheren Koalitionspartners SPD nutzen zu können.
Insbesondere das von Grünen und Linkspartei heftig kritisierte Projekt Karstadt am Hermannplatz wollen die Grünen zu Fall bringen. Sie fordern ein Moratorium auf die bisher noch laufenden Planungsverfahren für das Warenhaus wie auch für das Bauvorhaben auf dem Kurfürstendamm. Dort befände man sich noch in der Planungsphase – der Senat könne also eingreifen. Aber mit diesem Vorstoß haben die Grünen keinen Erfolg. Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD) entgegnet: „Wer dies fordert, nimmt billigend in Kauf, dass wichtige Projekte zur Entwicklung der Berliner Zentren und zahlreiche Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt werden.“ Gaebler hält an beiden Standorten fest, dort seien auch Wohnungen und Flächen für den Gemeinbedarf geplant, die man nicht gefährden wolle.
Auch in Hamburg ist man wegen des Wolkenkratzers an der Elbe optimistisch. Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Baufirma Lupp, glaubt, dass es in Hamburg weitergeht: „Wir sind in engem Austausch mit den Investoren und gehen nach heutigem Stand davon aus, dass die Wiederaufnahme der Baustellentätigkeit zeitnah erfolgen kann.“


