Im Jahr 1882 entfachte eine Ausstellung mit Werken des jungen norwegischen Malers im Berliner Architektenhaus einen epochemachenden Skandal. Die Empörung über die „Brutalität der Malerei, Roheit und Gemeinheit der Empfindung“, wie sie der Kunsthistoriker Adolf Rosenberg beschrieb, sorgten für die Schließung der Ausstellung nach nur sieben Tagen. Dieser „Fall Munch“ wird seither als die Geburtsstunde der Moderne angesehen.
Wenn am 18. November im Potsdamer Museum Barberini die Ausstellung „Munch. Lebenslandschaft“ eröffnet wird, kann man davon ausgehen, dass sie auch bis zur geplanten Finissage am 1. April kommenden Jahres durchhalten wird. Munch, der vor allem mit seinem in vier Versionen existieren Gemälde „Der Schrei“ bekannt ist, zählt heute zu jenen Expressionisten, dessen Werke auf Auktionen Höchstpreise erzielen.
Dass es dem Barberini gelungen ist, sogar über 110 Gemälde, Holzschnitte und Lithographien von Munch zu präsentieren, zeugt von dem ausgezeichneten Vertrauen, dass dieses junge Privatmuseum inzwischen bei den weltweiten Leihgebern genießt. Die in Kooperation mit dem Clark-Art-Institute in Williamstown, Massachusetts, und dem Munch-Museum in Oslo konzipierte Ausstellung ist die erste, die Munchs Faszination für die Natur in den Fokus rückt, wobei auch viele Meisterwerke zu sehen sind, die in der Berliner Zeit des Künstlers entstanden. Kurz vor und nach der Jahrhundertwende lebte der Norweger überwiegend in Deutschland und präsentierte seine Werke auch in der Berliner Secession.
Damals wurde er für seine Darstellungen elementarer menschlicher Empfindungen bekannt. Eine ebenso wichtige Rolle wie das Interesse an den seelischen Dimensionen des Daseins spielte allerdings auch seine Faszination für die Natur. Mit der ihm eigenen Imaginationskraft und Sensibilität widmete er sich Naturmotiven, um den Platz des Menschen im kosmischen Kreislauf des Lebens zu ergründen. Die Ausstellung „Munch. Lebenslandschaft“ erforscht jetzt erstmals die Bedeutung von Munchs Naturdarstellungen und hinterfragt gängige Vorstellungen.
Museum Barberini, Humboldtstraße 5–6, Alter Markt, 14467 Potsdam, geöffnet täglich außer montags, Eintritt: ab 16 Euro.
www.museum-barberini.de


