Offener Brief an die Enkel
Jostein Gaarder ist als Autor von „Sophies Welt“ vielen Lesern ein Begriff. In seinem neuesten Werk „Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt? Eine Lebensphilosophie“ schreibt er seine Meinungen, Vermutungen und Hoffnungen für seine Enkel auf. In seiner ruhigen Art widmet er sich beispielsweise der Parapsychologie, ob die Mondmission der NASA wirklich erfolgreich gewesen ist, dem Zusammenhang von Zeit und Raum und dem Anfang und dem Ende des Seins. Dabei erzählt er von seinen vorherigen Veröffentlichungen und zieht sie als Beispiel heran, und immer wieder taucht sein Großvater auf, ein Uhrmacher. Von dieser großen Ordnung in dem kleinen Uhrgehäuse ist Gaarder fasziniert.
Wer den Autoren nicht gerade zum Großvater hat, wird sich vielleicht an der häufigen Nennung der Namen der sechs Enkel stören, aber davon abgesehen handelt es sich bei in seiner „Lebensphilosophie“ um eine erfrischend ruhige Erzählung mit klaren Gedanken, die fantastisch dargelegt werden, sodass jeder Leser eine eigene Stellung zu den Problemen der Welt und des eigenen Seins beziehen kann. Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit Nachhall.CRS
Jostein Gaarder: „Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?“, Carl Hanser Verlag, München 2023, gebunden, 159 Seiten, 22 Euro
Geheimnisvoll und spannend
Kurz nach Weihnachten 1978 macht sich die Kuratorin Henny Butenschön mit ihrem alten VW-Käfer auf den Weg, ein vermutlich wertvolles Gemälde beim Bauern Oltmann in Dithmarschen ausfindig zu machen. Ihr Chef hat sie dort hingeschickt, um das Bild für das Museum zu sichern, welches durch einen Urlaubsprospekt aufgefallen war.
Die ländliche Gegend verspricht ein ruhiges und langweiliges Wochenende. Der Bauer entpuppt sich als strenggläubig, aber auch als sehr anzüglich. Seine Frau ist schweigsam und abweisend. Henny beschließt, schon am nächsten Morgen wieder nach Hause zu fahren. Über Nacht bricht ein heftiger Schneesturm aus und macht eine Heimreise unmöglich.
Immer bedrohlicher werden die Andeutungen des Bauern, und Hennys Gedanken an den verschrobenen Knecht Erich lässt sie nachts nicht schlafen. Lediglich ein weiterer Gast, ein junger Mann in ihrem Alter, ist für sie ein Lichtblick. Der Roman „Der Schnee und die Angst“, der anfangs recht beschaulich beginnt, wird immer spannender und entwickelt sich zu einer fesselnden Lektüre.
Klaus Hansen kommt aus Schleswig-Holstein und liebt seine Heimat. Vier seiner bisherigen Romane spielen daher im Land zwischen den Meeren. Angela Selke
Klaus Hansen: „Der Schnee und die Angst“, Dreimastbuch Verlag, Burgdorf 2023, Taschenbuch, 453 Seiten, 16 Euro


