11.11.2025

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Folge 47-23 vom 24. November 2023 / Wasserstoff / Habecks Pläne stehen auf dünnem Eis / Ob neue Leitungen gebaut oder alte Gasrohre genutzt werden können – teuer wird es auf jedem Fall

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-23 vom 24. November 2023

Wasserstoff
Habecks Pläne stehen auf dünnem Eis
Ob neue Leitungen gebaut oder alte Gasrohre genutzt werden können – teuer wird es auf jedem Fall
Hermann Müller

Deutschland verfügt über ein Leitungsnetz zum Transport von Erdgas, das mit einer Gesamtlänge von über 500.000 Kilometern einen oft übersehenen Pluspunkt der hiesigen Infrastruktur darstellt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am 14. November den Plan vorgestellt, zusätzlich noch ein Kernnetz zum Transport von Wasserstoff aufzubauen. Laut Habeck soll bis zum Jahr 2032 ein 9700 Kilometer langes Wasserstoffnetz entstehen. Dieses Kernnetz soll Häfen, Industrie, Speicher und Kraftwerke miteinander verbinden. 

Nach Angaben der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber muss das Netz nicht komplett neu errichtet, sondern es könnten zu gut 60 Prozent bestehende Erdgas-Röhren genutzt werden. Über die Frage, ob das vorhandene Gasnetz auch zum Transport von Wasserstoff geeignet ist, streiten sich die Experten. Wegen ihrer geringen Größe können Wasserstoffatome durch eine Vielzahl von Materialien diffundieren.

Nach Ansicht des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) sind die im deutschen Gasnetz verbauten Stahlrohrleitungen für den Transport von Wasserstoff geeignet, getauscht werden müssten nur einzelne Elemente. Der Verein erinnerte daran, dass bereits in der Vergangenheit dem sogenannten Stadtgas immer wieder mal Wasserstoff beigemischt wurde. 

Kritischer äußerte sich im Herbst 2022 der Dekra-Chef Stan Zurkiewicz. Er sagte: „Wasserstoff ist eine hochexplosive Chemikalie. Und es ist eine Chemikalie, die die Behälter, in denen sie transportiert wird, sehr aggressiv angreift.“ Aus Sicht des Dekra-Chefs muss das Leitungsnetz deswegen erst auf den Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet werden. Als Alternative nannte Zurkiewicz den parallelen Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur. Beide Varianten sind mit extrem hohen Kosten verbunden.

Eine höchst explosive Chemikalie

Die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber beziffert die Kosten für das geplante Kernnetz zum Transport von reinem Wasserstoff auf 19,8 Milliarden Euro. Mit Mehrkosten von rund 45 Milliarden Euro ist nach Angaben des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. zu rechnen, um das deutsche Gasnetz insgesamt bis 2050 fit für Wasserstoff zu machen. Neben den Kosten für die Leitungsinfrastruktur gibt es einen weiteren kritischen Punkt in der Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung. Nach deren Vorstellungen soll Deutschland künftig sogenannten „grünen“ Wassersstoff nutzen, der mit Ökostrom produziert wird. Ein entsprechendes Pilotprojekt, bei dem Windstrom genutzt werden sollte, war ursprünglich in der Öl-Raffinerie Hemmingstedt in Schleswig-Holstein geplant. Mitte November teilte die Raffinerie Heide allerdings mit, dass sie das Projekt „Westküste 100“ abbricht. 

„Ziel war es herauszufinden, inwieweit grüner Wasserstoff hier in industriellem Maßstab wirtschaftlich hergestellt werden kann. Schlussendlich war es so, dass wir keine Wirtschaftlichkeit für das Projekt gehabt haben“, so der Geschäftsführer der Raffinerie.