07.11.2025

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Folge 47-23 vom 24. November 2023 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-23 vom 24. November 2023

Für Sie gelesen

Im Stil der Nachkriegszeit

In seinem Roman „Winterherz“ erzählt Ralf Günther eine erbauliche Coming-of-Age-Geschichte aus der Nachkriegszeit. Sie handelt von dem 14-jährigen herzkranken Wilhelm, der zur Kur in ein Dresdener Sanatorium eingewiesen wird und zusammen mit seinen drei ebenfalls herzkranken Zimmergenossen versucht, sich unter den gegebenen Umständen selbst zu behaupten. 

Kalt ist es draußen in den Wochen vor Weihnachten, und auch die Atmosphäre in der Klinik ist unterkühlt. Es wird auf die strikte Einhaltung der zahlreichen Vorschriften und Verbote geachtet. Nur die freundliche 18-jährige Schwesternschülerin Ilona setzt sich für die Jugendlichen ein, wenn ihre diversen Eskapaden und Regelverstöße auffliegen. Denn die jungen Leute haben trotz ihrer schweren Erkrankung dieselben Wünsche und Neigungen wie gesunde Heranwachsende. 

Wilhelm und Ilona gefällt das Jugendbuch „Die rote Zora“, und sie verlieben sich ineinander. Nachdem bereits in der Berliner Charité keine organische Ursache für Wilhelms Erkrankung gefunden wurde, stehen auch die Ärzte im Sanatorium hinsichtlich der Diagnose vor einem Rätsel. Jedoch gibt der Autor Hinweise darauf, dass bei dem Jungen ein psychosomatisches Leiden aufgrund eines familiären Hintergrunds vorliegen könnte. Das lässt auf ein gutes Ende schließen. Obwohl der etwas betuliche Erzählton eher dem Stil der Zeit entspricht, in der die Handlung spielt, dürfte der Roman sein Publikum finden.  Dagmar Jestrzemski

Ralf Günther: „Winterherz“, Rowohlt Verlag, Hamburg 2023, gebunden, 140 Seiten, 18 Euro 





Von Flucht und Ankommen

Amir Gudarzi ist ein iranisch-österreichischer Autor und Dramatiker, der den Iran in der Zeit nach den Protesten anlässlich der iranischen Präsidentschaftswahl 2009 verlassen hat.

In seinem Debütroman „Das Ende ist nah“ verarbeitet er eindrucksvoll seine Erlebnisse als Flüchtling in Österreich. Der Romanheld A. verbringt eine entbehrungsreiche Zeit in einer Asylunterkunft in der Nähe eines Dorfs. Dort begegnet er Gewalt und Erniedrigungen, vor denen er von zu Hause geflüchtet war. Von den Dorfbewohnern geächtet, zieht es ihn immer wieder in die Großstadt Wien. Dort lernt er die Studentin Sarah kennen, die sich in ihn verliebt. Sie unterstützt ihn bei Behördenangelegenheiten und hilft ihm auch finanziell. Doch A. kann sich ihr nicht öffnen, spürt eine Verlorenheit und Entfremdung, die depressiv machen. Sarah betrachtet A. als Studienobjekt und erträgt dessen vermeintliche Zurückweisung nicht. Die Beziehung endet in einer Katastrophe. MRK

Amir Gudarzi: „Das Ende ist nah“, dtv Verlag, München 2023, gebunden, 415 Seiten, 25 Euro