Als Joe Biden im Jahr 2020 die US-Präsidentschaftswahlen gegen Amtsinhaber Donald Trump gewann, gingen mehr als 66 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne. Für bundesdeutsche Verhältnisse mag das ein schwacher Wert sein, aber in den Vereinigten Staaten war es die höchste Wahlbeteiligung seit 100 Jahren.
Im kommenden Jahr stehen die nächsten Wahlen an. Und Stand jetzt deutet sich eine historisch niedrige Teilnahme an. Jüngste Umfragen haben ergeben, dass mehr als die Hälfte der Amerikaner unzufrieden sind mit den politischen Verhältnissen. Aber kurz vor Beginn der parteiinternen Vorwahlen haben sie keine Alternativen. Biden hat bereits erklärt, sich für die Demokratische Partei um eine zweite Amtszeit bewerben zu wollen. Trump geht ebenfalls wieder ins Rennen, und er hat beste Chancen, von der Basis seiner Republikanischen Partei zum Kandidaten gekürt zu werden.
Ein 81-Jähriger gegen einen 77-Jährigen – für viele US-Bürger ist das die Wahl zwischen Pest und Cholera. Parteiinterne Kampfkandidaten gegen einen amtierenden Präsidenten gelten in den USA als verpönt, deswegen wagt sich kein – jüngerer – Demokrat offen aus der Deckung. Doch US-Medien berichten, dass viele demokratische Wähler hoffen, Biden könnte kurzfristig verzichten und den Weg freimachen für den kalifornischen Gouverneur Gavin Newson. Der 56-Jährige gilt als telegen und massenkompatibel. Den nötigen Ehrgeiz bringt er ohnehin mit. Derzeit sieht es so aus, als würde er sich auf eine Kandidatur im Jahr 2028 vorbereiten.
Ein ähnliches Schauspiel ist bei den Republikanern zu beobachten. Milliardär Trump ist an der Basis beliebt, sein schärfster Rivale, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, gilt vielen in gesellschaftspolitischen Fragen als zu konservativ und damit trotz seiner 45 Jahre als chancenlos.
Ein Kennedy will wieder mitmischen
Aufmerksam wurde in den vergangenen Wochen registriert, dass größere Unternehmen die Kampagne von Nikki Haley unterstützen. Deren Umfragewerte liegen zwar im einstelligen Bereich, doch die 51-Jährige hat Zeit und gilt daher eher als Hoffnungsträgerin für 2028.
Die Ex-Gouverneurin von South Carolina und frühere UN-Botschafterin der USA gilt als pragmatisch und politisch geschickt, allerdings vertrete sie durchaus die sehr konservativen Überzeugungen der Tea Party, einer republikanischen Interessengemeinschaft. Insofern kann sie mit Trump verglichen werden, allerdings ist sie weniger skandalträchtig als der Ex-Präsident. Dass Trump zu ihren Gunsten verzichten wird, gilt als ausgeschlossen, und so scheint das Interesse an der anstehenden Wahl eher gering. Zwei Drittel der US-Amerikaner wollen am 5. November 2024 weder Biden noch Trump auf dem Wahlzettel. So sagen es aktuelle Umfragen. Daher überlegen auch unabhängige Kandidaten, ob sie nicht doch noch auf den Wahlzug aufspringen sollen.
Aufhorchen ließ eine Umfrage, dass Robert Kennedy Junior, Sohn des früheren Justizministers Bobby und Neffe des vor 60 Jahren ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, auf 22 Prozent käme. Der 69 Jahre alte Umwelt-Anwalt und Corona-Impfgegner will sich als parteiloser Kandidat zur Wahl stellen. Gerade das scheint ihn für viele Amerikaner interessant zu machen.


