07.11.2025

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Folge 49-23 vom 08. Dezember 2023 / Traditionshandwerk / Kleinbrennereien bangen um ihre Existenz / Hoher Kostendruck und EU-Auflagen – Unternehmer fordern Kontingenterhöhung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-23 vom 08. Dezember 2023

Traditionshandwerk
Kleinbrennereien bangen um ihre Existenz
Hoher Kostendruck und EU-Auflagen – Unternehmer fordern Kontingenterhöhung
Manuela Rosenthal-Kappi

Seit einiger Zeit sehen sich Obst- und Kleinbrenner existenzbedrohenden Bedingungen ausgesetzt. Verantwortlich dafür sind zum einen enorme Kostensteigerungen. So sind neben Energiekosten auch die Ausgaben für Flaschen, Etiketten und Verschlüsse drastisch gestiegen. Sorge bereitet den Unternehmern aber auch der Wegfall des Branntweinmonopols. 

Bis 2017 hatten Schnapsbrenner die Möglichkeit, Destillate zu festgesetzten Preisen an den Bund abzuliefern. Die Monopolbehörde verkaufte den Branntwein dann als Industriealkohol weiter. Diese Praxis wurde Anfang 2018 durch EU-Recht untersagt. Nun müssen die Kleinbrenner alles selbst vermarkten. 

Um rentabler arbeiten zu können, fordern Obst- und Kleinbrenner vom Bundesfinanzministerium, die Brennerlaubnis von derzeit 300 auf 500 Liter jährlich zu erhöhen. Damit könnten sie teure Technik effektiver einsetzen, um wirtschaftlicher handeln zu können.

Schon länger schlagen Verbände wie „Badens Brenner“ Alarm, weil sie die bäuerliche Schnaps-Produktion, ein Traditionshandwerk, das einst ganze Landstriche im Südwesten prägte, in Gefahr sehen, da die Zahl der Obst- und Schnapsbrenner immer weiter zurückgeht. Die Verbände fordern daher, dass ihre „handwerkliche Brennkunst“ als immaterielles Kulturerbe in die Liste der Unesco aufgenommen wird.

Derzeit sind knapp 25.000 Brennereien für Obstler bei den Behörden gemeldet, aber nur etwas mehr als die Hälfte von ihnen brennt noch. Neben den Kostensteigerungen hat das komplizierte Steuersystem dazu geführt, dass immer mehr Kleinbrennereien aufgeben, auch weil der Nachwuchs fehlt. Dabei gelten Kleinbrennerei-Betriebe in manchen Gegenden, etwa entlang des Bodensees oder im Oberschwäbischen, als landschaftsprägend. Schwinden diese, sind auch die Streuobstwiesen, ein Ort der Artenvielfalt für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten, in Gefahr.

Der Verband „Badens Brenner“ wies darauf hin, dass Kleinbrenner den Erhalt von Streuobstwiesen nachhaltig fördern, da sie Obst wie Äpfel, Kirschen, Birnen, und Zwetschgen, das sie zu Maische verarbeiten, aus heimischen Gegenden beziehen, während große Destillerien oft global einkaufen. 

Vonseiten der Politik gibt es grundsätzlich Zustimmung zur Förderung der Kleinbrennereien. So sagte Finanzminister Christian Lindner (FDP), dass der Erhalt von Kleinbrennereien eine hohe Priorität habe. Wirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) ist für den 500-Liter-Vorstoß, weil Streuobstwiesen so besser erhalten werden könnten. Schützenhilfe erhalten die Kleinunternehmer auch von der AfD. Die AfD-Fraktion hat kürzlich einen Gesetzentwurf zum Erhalt von Streuobstwiesen vorgelegt. Das Obst der Kleinbrennereien stamme zu 90 Prozent von heimischen Obstfeldern, und ihre Arbeit stelle in Süddeutschland eine alte Traditionskunst dar, so die Begründung.

Über eine Gesetzesänderung bezüglich der anvisierten 500-Liter-Grenze sowie den Erhalt von Streuobstwiesen muss nun das Bundesfinanzministerium entscheiden.