Kritiker der geplanten Erhöhung des Bürgergelds zum 1. Januar um weitere zwölf Prozent führen gewichtige Zahlen an: die gesunkene Inflation, der Vergleich zum Arbeitseinkommen unterer Lohngruppen, der Arbeit für viele nicht mehr lohnend mache, oder den immensen Anteil der Sozialkosten an den öffentlichen Haushalten.
Hinter dem Streit lauert noch eine weitere, viel tiefere Erkenntnis, die über das Einzelthema Bürgergeld weit hinausweist: Was uns langsam vor Augen tritt, ist das Ende der Legende vom gleichsam von Natur aus „reichen Deutschland“. Die Legende konnte sich über die Jahrzehnte in vielen Köpfen festsetzen, weil verdrängt wurde, dass Deutschland nur durch harte Arbeit zu seinem Wohlstand kam und ihn auch nur mit Arbeit erhalten kann.
Das Wissen um diese simple Wahrheit konnte fast verloren gehen, weil die Wiederaufbaugeneration nach dem Zweiten Weltkrieg, die um diese Wahrheit noch genau wusste, Hervorragendes geleistet und hinterlassen hat. Dies ermöglichte es nachfolgenden Generationen, großzügig zu sein.
Die Tatsache, dass das Bürgergeld zu beinahe der Hälfte an Ausländer geht und zu fast zwei Dritteln an Menschen mit Migrationshintergrund, verbindet die Debatte um die aus dem Ruder laufenden Sozialleistungen mit jener über die ebenfalls untragbar gewordene Einwanderungs- und Asylpolitik. Beides driftet seinem natürlichen Ende entgegen, weil es nicht mehr finanzierbar ist und zu absurden Verwerfungen führt.
Die geplante Bürgergeld-Erhöhung erscheint vor dem Hintergrund wie das, was Historiker als die „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ bezeichnen – sie ist schlicht aus der Zeit gefallen. Von der Politik, zumal der Energiepolitik, sogar noch befeuert, steuert Deutschland auf eine schmerzhafte Offenbarung zu.


