17.11.2025

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Folge 49-23 vom 08. Dezember 2023 / Karl von Oeynhausen / Der Herr der Heilquelle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-23 vom 08. Dezember 2023

Karl von Oeynhausen
Der Herr der Heilquelle

Es gibt nur wenige Städte, die nach Personen benannt sind, ohne dass diese Namensgeber einen landesherrschaftlichen Bezug aufweisen. Bad Oeynhausen gehört zu diesen wenigen Städten. Namensgeber ist der am 4. Februar 1795 auf Gut Grevenburg im Kreis Höxter geborene Karl von Oeynhausen.

Oeynhausen kam als Sohn des hannoverschen Hauptmanns Friedrich von Oeynhausen (1744–1796) und Wilhelmines von Mengersen zur Welt, deren Familie auf ein altes Rittergeschlecht im Hochstift Paderborn zurückgeht. Seine gymnasiale Schulbildung absolvierte der junge Westfale zur Zeit des napoleonischen Feldzugs durch Europa in Stuttgart und Mannheim, wo er seine Vorliebe für Naturwissenschaften entwickelte.

Von Oeynhausen immatrikulierte sich anschließend an der Bergschule Eisleben und der Universität Göttingen für Naturwissenschaften und Mathematik. Die Eisleber Studenten schlossen sich während der Befreiungskriege dem Mansfelder Pionier-Bataillon an. Ob von Oeynhausen an den Feldzügen teilnahm, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

Nach Abschluss seiner Studien und der Befreiungskriege verschlug es den jungen Bergreferendar 1816 ins niederschlesische Waldenburg und an die für Bergbau relevante Bergschule Tarnowitz in Oberschlesien. Von Oeynhausen unternahm darüber hinaus zahlreiche Exkursionen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Belgien, wo er geologische Formationen studierte. 1820 absolvierte er das Bergassessor-Examen. Er publizierte eine geognostische Beschreibung Oberschlesiens sowie zahlreiche weitere Veröffentlichungen und wurde 1824 zum Oberbergamtsassessor ernannt. Seine Kenntnisse waren in der preußischen Staatsverwaltung anerkannt, sodass er der Regierung zunächst referierte, aber bald darauf in Festanstellung kam. 

Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklungen im Ruhrgebiet wechselte von Oeynhausen zum Oberbergamt Bochum. Inzwischen Oberbergrat befasste er sich 1830 für rund ein Jahr in Halle/Saale mit geologischen Salzvorkommen. Das unterirdische Steinsalz zog ihn in den Bann. Er übersiedelte nach Bonn, wo er die Zeit nutzte, über seine Erfahrungen zum Steinkohlenbergbau in England zu publizieren und die Bohrtechnologie weiterzuentwickeln. Von Oeynhausen erfand etwa eine nach ihm benannte Rutschschere, die Brüche im Bohrgestänge minimiert.

Ab 1830 initiierte er Bohrungen im Weserbergland bei Rehme, wo er sich das wertvolle Steinsalz erhoffte. Nach 15-jährigen Bohraktivitäten stieß von Oeynhausen 1845 oberhalb der Saline „Neusalzwerk“ auf eine 28,5 Grad heiße und an Mineralien reichhaltige Thermalquelle, die er König Friedrich Wilhelm IV. zur Einrichtung eines Heilbades empfahl – die Geburtsstunde von Bad Oeynhausen. Nach Entdeckung und staatlichen Sicherung der Thermalquelle übernahm Berghauptmann von Oeynhausen 1847 die Direktion des Oberschlesischen Oberbergamts in Brieg, acht Jahre darauf die des Oberbergamts Dortmunds. 

Karl von Oeynhausen, den sein König mit der Benennung des Staatsbads nach ihm würdigte, starb mit 69 Jahren auf Gut Grevenburg. Ihn überlebten nur zwei seiner neun Kinder. Vor dem Badehaus I in Bad Oeynhausen erinnert eine Bronzebüste an ihn.BK