08.11.2025

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Folge 50-23 vom 15. Dezember 2023 / Privatsphäre / Autos werden zum Albtraum für den Datenschutz / In bislang unvorstellbarer Gründlichkeit spähen neue Kraftwagen ihre Insassen aus – Daten werden sogar verkauft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-23 vom 15. Dezember 2023

Privatsphäre
Autos werden zum Albtraum für den Datenschutz
In bislang unvorstellbarer Gründlichkeit spähen neue Kraftwagen ihre Insassen aus – Daten werden sogar verkauft

Wer jetzt einen Neuwagen erwirbt und glaubt, dass das Innere dieses Kraftfahrzeuges ein geschützter Raum sei, irrt gewaltig, denn „alle neuen Autos sind heute Albträume für die Privatsphäre auf Rädern, die riesige Mengen an persönlichen Daten sammeln“. So lautet das Fazit von Jen Caltrider, ihres Zeichens Leiterin des Programms „Privacy not included“ (Datenschutz nicht inbegriffen) der gemeinnützigen Mozilla-Stiftung. 

Im Rahmen dieses Programms wird regelmäßig untersucht, inwieweit Produkte die geltenden Datenschutzbestimmungen erfüllen – oder eben auch nicht. Hier ging es zuletzt um die Autos von 25 großen Herstellern, wobei Erschreckendes zutage trat:  Nicht ein einziger Neuwagen erfüllte die Mindestanforderungen von Mozilla im Hinblick auf Datenkontrolle, Datennutzung und Datensicherheit.

So behält sich Buick vor, unter anderem mit Hilfe der Sensoren und Systeme in seinen Fahrzeugen folgende Kundendaten zu erfassen: „Name, Adresse, Geolokalisierungsdaten, Alter, ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, Religion, medizinische Beeinträchtigungen, körperliche oder geistige Behinderungen, Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, Schwangerschaft, medizinische Daten; genetische, physiologische, verhaltensbezogene und biologische Merkmale wie Fingerabdrücke, Gesichtsabdrücke und Stimmsignaturen, Iris- oder Netzhautscans, Tastenanschläge, Gangart oder andere körperliche Muster, einschließlich Schlaf- und Bewegungsdaten sowie akustische, elektronische, visuelle, thermische, olfaktorische oder ähnliche Informationen“. 

Dazu kommen „Fahrzeuginformationen wie Nummernschild, Fahrzeugidentifikationsnummer, Routenverlauf und -planung, Geschwindigkeit, Fahrtrichtung (Kurs), Audio- oder Videoinformationen sowie Informationen, die aus Kamerabildern und Sensordaten gesammelt werden, Sprachbefehlsinformationen und Angaben zum Infotainmentsystem und der WiFi-Datennutzung“.

Dabei rangiert Buick nicht einmal auf dem allerletzten Platz der 25 Hersteller, denn den nimmt Nissan ein. Der drittgrößte japanische Fahrzeugproduzent interessiert sich zusätzlich für den „Staatsangehörigkeits- und Einwanderungsstatus“ sowie für die „philosophische Orientierung“ der Fahrer und der übrigen Insassen. Dabei hält Mozilla Buick und Nissan zugute, dass die beiden Firmen zumindest offen eingestehen, „diese sehr intimen persönlichen Daten zu erfassen, weiterzugeben und in einigen Fällen sogar zu verkaufen“. Denn andere Konzerne geben sich hier deutlich bedeckter, obwohl sie eine ganz ähnliche Sammelwut an den Tag legen.

Wer also nicht von seinem Auto oder dessen Hersteller ausspioniert werden möchte, sollte einen älteren Gebrauchtwagen fahren oder zumindest die folgenden drei Grundregeln beherzigen: Möglichst viele der Funktionen, welche missbräuchlich verwendet werden könnten, komplett deaktivieren, dem Verkauf von personenbezogenen Daten ganz ausdrücklich widersprechen und keine Verwendung des Sprachassistenten Amazon Alexa im Auto. W.K.