15.12.2025

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Folge 18-24 vom 03. Mai 2024 / Recht / Huren fürchten um ihre Existenz / Vorstoß für ein generelles Prostitionsverbot treibt Berliner Sexarbeiterinnen auf die Straße

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-24 vom 03. Mai 2024

Recht
Huren fürchten um ihre Existenz
Vorstoß für ein generelles Prostitionsverbot treibt Berliner Sexarbeiterinnen auf die Straße
Klaus Gröbig

Sie fürchten um ihre Existenz. Am 4. Mai von 14 bis 20 Uhr findet in Berlin vor dem Roten Rathaus ein „Tanz-Event“ mehrerer Berufsverbände von Sexarbeitern statt, die gegen ein gefordertes Verbot der Prostitution auf die Straße gehen. Das Motto lautet: „Wir sind selbstbestimmte Sexworker und wir sind nicht allein. Wir sind Huren, Ladies, Escorts, Callboys, Stripper*innen, Dominas, Erotische Masseur*innen u.v.m. Kommt vorbei, feiert mit uns, genießt die Show, hört uns zu, versteht, wer wir sind, und setzt mit uns ein Zeichen gegen das drohende Sexkaufverbot. Respekt statt Verbot!“ 

Diverse Damen aus dem Gewerbe – die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen – äußerten gegenüber der PAZ Angst um ihre berufliche Zukunft, falls das Verbot Wirklichkeit werden sollte. Es geht um Vorstöße, die Prostitution ganz zu verbieten. Die CDU vertritt hierbei das „Nordische Modell“, das eigentlich nur ein schwedisch-norwegisches Modell ist, denn in Finnland und Dänemark gibt es keine Kriminalisierung von Prostitution. Die Unionsfraktion stand am 20. Februar im Bundestag mit einem Antrag zum Prostitutionsverbot indes isoliert da. Die Redner von SPD, Grünen, AfD, FDP und Linkspartei lehnten den Vorstoß ab. Insbesondere die Erfahrungen in Schweden deuten darauf hin, dass das Sexkaufverbot den betroffenen Frauen überhaupt nicht hilft. Prostituierte, die bisher in Malmö ihrem Gewerbe nachgegangen sind, wechseln einfach über die Grenze in das nahe Kopenhagen. 

Laut Union arbeiten schätzungsweise 250.000 Prostituierte in Deutschland, und ihre Lage sei „größtenteils elend“. Offiziell registriert sind indes gerade einmal 28.280. Die Verbots-Befürworter verweisen auf eine hohe Dunkelziffer. Dorothee Bär von der CSU: „Deutschland ist zum Bordell Europas geworden. Hunderttausende Frauen in der Zwangsprostitution werden unter erbärmlichen Umständen benutzt und erfahren Gewalt. Ihre Körper werden gehandelt wie billige Ware.“ 

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) pflichtete insofern bei, als er einräumt, dass es das Wichtigste sei, jedwede Ausübung von Zwang gegen Prostituierte zu unterbinden, „auch mit Mitteln des Strafrechts“. Der Kampf gegen die jetzt schon illegale Zwangsprostitution und den Menschenhandel steht bei dem Berliner Protest allerdings gar nicht zur Debatte und ist auch nicht Gegenstand der derzeitigen Diskussion um ein generelles Verbot. Martin Reichert, familienpolitischer Sprecher der AfD im Bundestag, wendete bei der Bundestagsdebatte denn auch ein: „Auch wenn es zweifelsohne Zwangsprostitution gibt, gibt es auch freiwillige Prostitution. So richtig und wichtig es ist, Zwangsprostitution zu bekämpfen, kann dies keine Rechtfertigung sein, freiwillige Prostitution zu kriminalisieren.“ Johanna Weber vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen verweist darauf, dass es aufgrund einer unzureichenden Studienlage kaum gesicherte Erkenntnisse zur Situation von Prostituierten in Deutschland gebe. 

Historisch ist belegt, dass in Preußen der Umgang mit der Prostitution recht tolerant war. 1786, im Todesjahr Friedrichs des Großen, zählte man etwa einhundert Bordelle. Die Polizei war angewiesen, die Liebesdienerinnen vor Zwang und Gewalt zu schützen.